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Warum die Luftdichtheit erhöhen?
Eine ausreichend starke Dämmung und effiziente Fenster können die Wärmeverluste über die Hüllfläche eines Gebäudes auf ein Minimum reduzieren. Zumindest so lange, wie auch an die Luftdichtheit gedacht wird. Denn Experten gehen davon aus, dass die Qualität eines Quadratmeters Außenwand um bis zu 65 Prozent sinkt, wenn durch eine Millimeter-starke Fuge unkontrolliert kalte Luft in ein Gebäude strömt.
Neben höheren Heizkosten reduziert ein undichtes Gebäude aber auch den Komfort und die Behaglichkeit. Denn so entsteht kalte Zugluft, die von vielen Menschen als unangenehm und störend empfunden wird.
Aber auch Bauschäden durch eintretende Feuchte sind nicht auszuschließen, wenn die Luftdichtheit nicht gegeben ist. Denn mit der unkontrolliert einströmenden Außenluft gelangt auch Feuchte in die Konstruktion. Kommt es an kalten Oberflächen zur Kondensation, kann es passieren, dass die Dämmung durchfeuchtet und ihrer Wirkung verliert oder Schimmel entsteht, der nicht nur gesundheitsgefährlich ist, sondern auch zu statischen Problemen der betroffenen Bauteile führen kann.
Vor allem in modernen und effizienten Gebäuden ist die Luftdichtheit also wichtig, um:
- die Wärmeverluste zu reduzieren und Heizkosten zu senken
- Zugerscheinungen zu vermeiden und die Behaglichkeit zu steigern
- feuchtebedingt Probleme wie Schimmel auszuschließen
Wichtig zu wissen ist jedoch, dass trotz Luftdichtheit auch ein Mindestluftwechsel sichergestellt werden kann. Denn nur so ist es möglich immer für gesunde Luftverhältnisse zu sorgen und zu garantieren, dass Schadstoffe und Feuchte im Raum optimal reguliert werden können. Wie das funktioniert, lesen Sie im Beitrag Lüftungskonzept: Hohe Behaglichkeit und Schutz vor Bauschäden
Wie kann eine hohe Luftdichtheit erreicht werden?
Generell gilt: Die Luftdichtheitsschicht muss das gesamte Gebäude umschließen. Auf einem Plan sollte sie dazu als ununterbrochene Linie einmal rings um den beheizten Bereich gezogen werden können.
Die Schicht besteht dabei zum Beispiel aus:
- verputztem Mauerwerk
- Betonbauteilen (nach DIN 1045-2)
- Luftdichtheitsbahnen aus Kunststoffen, Papieren oder Bitumen
- Platten wie Gipsfaserplatten, Gipskartonplatten oder Faserzementplatten
Geht es um die Konstruktion der luftdichten Schicht, wird sie in der Regel von der warmen Seite – also von innen – angebracht. Dabei darf sie nicht nach außen verspringen und muss als Folie generell spannungsfrei angebracht werden. Zusätzlich sollten alle Stöße und Anschlüsse an andere Bauteile mit Dichtmasse bzw. speziellem Klebeband abgedichtet werden.
Um kompliziert abzudichtende Durchdringungen auf ein Minimum reduzieren zu können, ist es sinnvoll rumseitig vor der Luftdichtheitsschicht eine Installationsebene zu planen. In dem Hohlraum können alle Kabel, Leitungen oder Rohre ohne Probleme verlegt werden, ohne die luftdichte Schicht durchstoßen zu müssen.
Um eine hohe Luftdichtheit gewährleisten zu können, sollten Sie Folgendes beachten:
- luftdichte Schicht muss das gesamte Gebäude umschließen
- Stöße und Durchdringungen müssen mit Dichtmasse oder Klebeband verschlossen werden
- eingesetzte Folie muss spannungsfrei verlegt werden
- Durchdringungen sind zu vermeiden
- Innenseitig sollte eine Installationsebene auf der luftdichten Schicht geplant werden
- die luftdichte Schicht darf nicht von innen nach außen verspringen
Einen detaillierten Überblick über die luftdichte Ausführung verschiedener Konstruktionen bietet der Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen e. V. auf der Seite: luftdicht.info.
Welche Vorgaben macht der Staat zur Luftdichtheit von Gebäuden?
Der Staat fordert die Luftdichtheit in neuen oder sanierten Gebäuden gleich an mehreren Stellen. So werden Grenzwerte nicht nur in der Energieeinsparverordnung, sondern auch in der zugrunde liegenden Norm DIN 4108 „Wärmeschutz im Hochbau“ geregelt. Da heißt es zum Beispiel: „Wände und Dächer müssen luftdicht sein, um eine Durchströmung und Mitführung von Raumluftfeuchte, die zu Tauwasserbildung in der Konstruktion führen kann, zu unterbinden.“
Die Grenzwerte zur Luftdichtheit werden generell über den n50-Wert angegeben. Dieser beschreibt den Luftwechsel – also wie oft die gesamte Luft in einem System in einer Stunde durch Außenluft ersetzt wird – bei einer künstlich hergestellten Druckdifferenz von 50 Pascal – 1 Pascal entspricht 0,01 Millibar - zwischen Außen und Innenraum. Nach DIN 4108 Teil 6 kann die Luftdichtheit in Einfamilienhäusern mit Lüftungsanlage zum Beispiel in die folgenden drei Kategorien eingeteilt werden:
- sehr dicht mit n50 von 1,0 bis 3,0 1/h
- mittel dicht mit n50 von 3,0 bis 8,0 1/h
- wenig dicht mit n50 von 8,0 bis 20 1/h
Wie kann die Luftdichtheit überprüft werden?
Soll die Luftdichtheit eines Gebäudes geprüft werden, kommt der sogenannte Blower-Door-Test zum Einsatz. Dabei wird ein Ventilator in die Tür- oder eine Fensteröffnung gesetzt, der einen bestimmten Prüfdruck erzeugt und misst, wie viel Luft nötig ist, um diesen aufrechtzuerhalten. Damit das Ergebnis nicht verfälscht wird, sind vor der Messung alle Funktionsöffnungen, wie Abzugshauben oder Lüftungsgitter zu verschließen.
Um eine hohe Qualität am Bau sicherstellen zu können, ist es sinnvoll den Test unmittelbar nach der Installation der luftdichten Schicht durchzuführen. Denn zu diesem Zeitpunkt sind alle Konstruktionen noch zugänglich, und festgestellte Mängel können einfach behoben werden.
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