Bildung für die Energieeffizienz.
Herr Schwark, Energieeinsparung ist der wichtigste Baustein, um unsere Klimaziele zu erreichen. Was macht in diesem Zusammenhang eine Handwerksschule?
Julian Schwark: Die Handwerksschule e.V. ist ein bundesweit agierender Anbieter von Aus- und Weiterbildung für Handwerker und Ingenieure. Wir organisieren off- und online Seminare im Umfeld der energetischen Optimierung, zum vorbeugenden Brandschutz sowie zum Umgang mit Gefahrstoffen. Der Trend geht heute weg von der reinen Analyse und Beratung hin zur ganz konkreten Vorstellung von Bauherrn in Bezug auf Sanierung oder Neubau. Er benötigt dazu den Energieberater als Planer und Baubegleiter. Eingeschlossen in die Beratung sind auch die Fördermittel der KfW, ggf. Landesprogramme zur Energieeffizienz und die des BAFA.
Welchen Nutzen hat die Ausbildung zum Energieberater für die Gesellschaft?
Durch eine Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater können Handwerker und Ingenieure neue Tätigkeitsfelder erschließen. Arbeitnehmer können ihren Marktwert erhöhen und ihre eigene Position im Unternehmen stärken. Neben dem persönlichen Nutzen der Energieberater gibt es einen großen Effekt für Gebäudeeigentümer. Die qualitativ hochwertige Bauausführung und hieraus resultierende Energieeinsparung schützt das Klima und den Geldbeutel.
Wer bildet heute Energieberater aus?
Durch die starken arbeitsmarkpolitischen Förderungen des Bundes in der Vergangenheit gab es eine Vielzahl von Einrichtungen, die eine Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater angeboten haben. Da ist auch viel Massenausbildung in schlechter Qualität erfolgt. Heute konzentriert sich die Ausbildung auf Handwerks- und Ingenieurkammern, Ausbildungszentren der Verbände und Fortbildungszentren aus dem Baubereich. Am Markt gibt es Vollzeit, Teilzeit und auch E-Learning Angebote. Als Handwerksschule sind wir stolz, der größte E-Learning Anbieter für den Gebäudeenergieberaterlehrgang zu sein. Der Teilnehmer hat hier den großen Vorteil, dass er von 280 Unterrichtseinheiten nur 40 im Klassenraum verbringt. Der Rest kann bequem von zu Hause aus gelernt werden, dass spart Zeit und Geld.
Wie haben sich die Ausbildungszahlen entwickelt und wie ist heute das Ausbildungsniveau
Zu den Ausbildungszahlen gibt es keine genauen Statistiken. Wir wissen lediglich, dass es bei der Energie-Effizienz-Expertenliste 13.000 eingetragene Energieberater gibt. In die Liste werden Energieberater eingetragen, die regelmäßig Qualifikationsnachweise erbringen müssen. Wir wissen jedoch auch, dass mehr als 100.000 Energieberater ausgebildet wurden. Es ist anzunehmen, dass ein Großteil davon inaktiv ist oder „nur“ Energieausweise erstellt und deshalb nicht eingetragen sind. Die Handwerksschule bildet jedes Jahr rund 80 neue Energieberater aus.
Wir sind zertifiziert und bieten einen 280 Unterrichtseinheiten umfassenden Lehrgang gemäß Anforderungskatalog an. Darüber hinaus muss der Lehrgang bei der Energie-Effizienz-Expertenliste und der BAFA anerkannt sein. Das sind die Voraussetzungen, die ein seriöser Weiterbildungsanbieter erfüllen sollte.
Wie geht es weiter in der Energieeinsparung?
Momentan erarbeitet das BMWi eine neue Förderstrategie, es wird sich zeigen ob hier neue Akzente und Anreise gesetzt werden können, die den Markt der Energieberatung nachhaltig stärken kann. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, ob das Gebäudeenergiegesetz weiter forciert wird. Dazu kommt der wachsende Bedarf im Gewerbe- und Industriebau mit teilweise völlig neuen Ansätzen in der Energieeffizienz. All dies wird einen erheblichen Weiterbildungsbedarf nach sich ziehen- es bleibt also spannend.
Haben Sie zum Schluss noch einen Tipp, den Sie unseren Lesern mitgeben möchten?
Für die Ausbildung zum Energieberater wie auch der Beauftragung eines Energieberaters gilt; gute Schulen machen noch keine gute Ausbildung und der Eintrag in die Expertenliste ergibt noch keinen guten Energieberater. Fragen Sie bei Schule oder Energieberater nach, fordern Sie Referenzen und suchen Sie neutrale Bewertungen. Finden Sie die Schule, die zu Ihnen passt und den Energieberater, der ihre individuellen Energie-Einsparpotentiale verwirklichen kann.
Herr Schwark, ich danke Ihnen für dieses Gespräch
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