Aus dem Inhalt:
Hallo Herr Glause, bitte stellen Sie sich doch kurz vor!
Andreas Glause: Seit 2011 bin ich Inhaber der SPB Jena. Wir beschäftigen uns mit der Gesamtthematik Wasser in Gebäuden. Wir erstellen Trinkwasseranalysen, reinigen Heizungssysteme auf der Grundlage der Wasserproben und sind im Bereich Abwasser als Berater tätig. Wir wollen mit unserer Dienstleistung helfen, technische Probleme und dadurch entstehende Kosten zu vermeiden. Auf Grundlage sauberer Rohrsysteme unterstützen wir Hausbesitzer somit auch beim Energiesparen.
Wie das Blut im menschlichen Körper sagt das Heizungswasser viel über den Zustand einer Anlage aus. Worin liegen die Ursachen für Korrosion oder Verschlammung der Heizungsrohre?
Andreas Glause: Der Vergleich mit dem menschlichen Blutkreislauf ist durchaus möglich. Leider wird dem Heizungswasser kaum Beachtung geschenkt. Bei der Ursachensuche für die Bildung von Korrosion oder Verschlammung in Heizsystemen muss man zwischen Neuanlagen und Bestandsanlagen unterscheiden.
Werden Neuanlagen gemäß EN 14338 nicht fachgerecht gespült, kommt es während der Inbetriebnahme zu Verunreinigungen. Die in den Leitungen noch befindlichen Passivierungsstoffe, Öle und Fette gelangen dann in die Anlage. Diese Verunreinigungen können sich an Armaturen, Pumpen und in Wärmetauschern absetzen. Das ist immer wieder Ursache für Verluste im Wärmeübergang, nicht schließende Ventile und defekte Pumpen.
Bei Altanlagen wurde meist auf das Spülen und die Beprobung des Heizungswassers verzichtet. Hier kann es zu Kalkausfällung, der Nichtbeachtung des pH-Wertes oder biologischem Wachstum kommen. Die entstandenen Ablagerungen an den Innenwandungen der Heizungsrohre und korrosives Verhalten der einzelnen Materialien untereinander sind dann Ursache für Verschlammung, Querschnittsverengungen, Verstopfungen und die schlechtere Wärmeübertragung.
Welche Folgen haben Korrosion und Verschlammung für Heizungsanlage und deren Energieeffizienz?
Andreas Glause: Eine wesentliche Folge ist die Verschlechterung der Kesselleistung und eine schlechtere Übertragung der thermischen Energie. Darüber hinaus sind auch Leistungsabfälle von Pumpen, Querschnittsverengungen an Einbaugegenständen und Rohren möglich. Lochfraß oder die Verschlammung der Heizkörper oder der Fußbodenheizung kann außerdem die Bildung von kalten Zonen hervorrufen (unten ist der Heizkörper kalt und oben heiß).
Gibt es geeignete Maßnahmen, um die negativen Folgen von vornherein auszuschließen oder, bereits stark verschmutzte Heizungsrohre nachhaltig zu reinigen?
Andreas Glause: Da gibt es in Deutschland sicherlich viele gute Methoden und alle haben Ihre Vorteile. Wir, die SPB Jena, setzen auf die Reinigung der Heizungsrohre, egal ob es sich um Neu- oder Altanlagen handelt. Wir berücksichtigen die Festlegungen der Kesselhersteller und kontrollieren die Werte des ausgespülten Heizungswassers während des Reinigungsprozesses.
Die abschließende Einbringung eines Schutzstoffes bildet eine Isolierung der Rohrinnenwandungen, vergleichbar mit einer Unterbodenpflege beim Auto.
Mit langjähriger Erfahrung sind Sie Experte für Heizungswasser und Heizungsrohre. Was empfehlen Sie unseren Lesern, wie Sie mit dem Thema Wasserqualität bei der eigenen Heizung umgehen sollen?
Andreas Glause: Wir sprechen in Deutschland seit Jahren von Energieeffizienz in Gebäuden im Allgemeinen. Jedoch hört dies nicht bei der Wärmedämmung und einer modernen Heizung auf. Nachhaltig saubere Heizungsrohre erhöhen die Energieeffizienz ebenfalls und schützen das Herzstück einer Immobilie langfristig. Das spart bares Geld.
Vor dem Befüllen einer Anlage sollte immer eine Analyse vom Nachspeise- und Heizungswasser erstellt werden. Anhand der Analyseergebnisse lässt sich dann die genaue Reinigungstechnologie, feststellen. Zumindest dann, wenn die Reinigung oder das Spülen der Heizungsrohre nötig ist. Gemäß der EN 14336 sollte die Anlage nach der Montage sorgfältig von allen Verunreinigungen befreit werden. Ein normales Spülen mit Wasser ist meist nicht ausreichend, da die Hersteller der Heizungsrohre Passivierungsstoffe zum Schutz für Transport und Lagerung einsetzen. Das Gleiche gilt für Heizkörper und Fußbodenheizung.
Fazit und Zusammenfassung
Mit seinen Antworten hat Herr Glause einen Punkt ganz klar herausgestellt: Die Qualität des Heizungswassers und der Heizungsrohre hat einen direkten Einfluss auf die Energieeffizienz der gesamten Heizungsanlage. Mögliche Ursachen für Korrosion und verschmutzte Heizungsrohre sind:
- Verunreinigungen, die bei Inbetriebnahme durch Reinigung oder Spülen nicht beseitigt werden
- Kalkausfall, biologisches Wachstum oder korrosives Verhalten der verwendeten Materialien in Rohren, Heizkörpern oder den Leitungen einer Fußbodenheizung
Unbeachtet führen diese Faktoren zu Ablagerungen in Rohren, die den Querschnitt verengen und so den Durchfluss vom Heizungswasser beeinflussen können. In Heizkörpern oder anderen Wärmeübertragern führen sie zu einer schlechteren Übertragung und die Wärme kommt trotz hoher Kesselleistung nicht mehr im Gebäude an. Im schlimmsten Fall kann es im Rohrsystem oder in Heizkörpern zu Lochfraß und teuren Wasserschäden kommen.
Wenn Hausbesitzer nur etwas auf ihre Heizung achten und diese so betrachten, wie ihr Auto, erreichen sie einen Mehrwert für ihre Immobilie. Der Experte Andreas Glause empfiehlt in jedem Fall eine Analyse des Heizungswassers. So lässt sich herausfinden, ob die Heizungsrohre in Ordnung sind. Im Ergebnis können dann die richtigen Maßnahmen zur Reinigung und Vorbeugung getroffen werden. Bei dem Kauf oder dem Verkauf von Immobilien wird diese Thematik in Zukunft immer wichtiger. Was bringt ein schönes Haus, wenn dieses zwar von außen in Ordnung ist, die Probleme im Keller aber unerkannt bleiben.
Wir bedanken uns recht herzlich bei Andreas Glause für den sehr guten Überblick zum Thema Heizungswasserqualität und Rohrverschmutzung.
0 Kommentare