Viele entscheiden sich deshalb für eine Dämmung der Fassade mit einem Wärmedämmverbundsystem. Dafür stehen zwar grundsätzlich verschiedene Dämmstoffe zur Verfügung, doch der beliebteste ist seit Jahren Polystyrol, das unter dem Namen Styropor© besser bekannt ist. Mit einem Marktanteil von mehr als 80 % überzeugt das Material durch seinen niedrigen Preis von 15 € bis 20 € pro qm2 (einschließlich des Montagematerials), es verfügt über gute Wärmedämmeigenschaften und lässt sich relativ einfach montieren.

Doch Polystyrol ist als Dämmmaterial in den letzten Jahren ins Gerede geraten:
Von Fachleuten durchgeführte Tests sowie mehrere Wohngebäudebrände haben Zweifel geweckt, was von der Einstufung in die Baustoffklasse B1 (schwer entflammbar) zu halten ist, zumal diese Klassifizierung nach der aktuellen entsprechenden EU-Norm nicht erreicht werden würde. Weitere Kritikpunkte sind der hohe Energieverbrauch für den gesamten Lebenszyklus des Produkts (sog. graue Energie), die Verwendung der immer knapper werdenden Ressource Erdöl, der Einsatz eines giftigen Brandschutzmittels sowie umweltschädlicher Fungizide und Algizide in den auf das Wärmedämmverbundsystem aufgetragenen Putze und Farben, um die Ansiedelung von Schimmelpilzen und Algen wenigstens für einige Jahre zu verhindern.

Die Haltbarkeit von Polystyrol-Dämmplatten ist seit geraumer Zeit umstritten. Die Hersteller werben mit einer Lebensdauer von etwa 50 Jahren, Fachleute halten hier deutlich kürzere Zeiträume von 20 bis 25 Jahren für realistisch. Diese Werte sind jedoch enorm wichtig, wenn es um die Einschätzung geht, wie wirtschaftlich eine Fassadendämmung mit diesem Material letztendlich ist.

Das „dicke Ende“ sehen Kritiker kommen, wenn die Polystyrol-Dämmplatten abgerissen und entsorgt werden müssen: Da es sich um ein Verbundmaterial mit giftigen Bestandteilen handelt, kann es ab Frühjahr 2016 nur noch als „gefährlicher Abfall“ in speziell zugelassenen Entsorgungsanlagen entsorgt werden. Die hohen Kosten hierfür tragen die Immobilienbesitzer.

Welche Alternativen gibt es zu Polystyrol?

Verbraucher sind keineswegs auf Polystyrol festgelegt. Während über Jahre hinweg alternativ nur noch Mineralwolle infrage kam, ist die Angebotspalette der Dämmstoffe sichtlich größer geworden.

· Mineralschaumplatten
Mineralschaumplatten werden mit relativ geringem Energieaufwand aus Sand, Kalk und Zement hergestellt und sind nicht brennbar. Durch die deshalb kurzen Wege zum Werk und die problemlose Entsorgung ist die Öko-Bilanz gut. Nachteile: schlechterer Wärmeleitwert als Polystyrol bei gleicher Plattendicke (λ bis 0,035 W/mK), was mit stärkeren Platten aufgewogen werden kann; spezielle Dämmung um Fenster und Türen nötig, weil das Material zum Zerbröseln neigt. Kosten: ca. 50 % über denen von Polystyrol.

· Holzfaserdämmstoffe
Holzfaserdämmstoffe sorgen dafür, dass sich ein Haus im Sommer weniger aufheizt. Die Wärmeleitfähigkeit liegt bei etwa 0,040 bis 0,055 W/mK. Preis: 40,-- € bis 50,-- € pro m2.

· Polyurethan
Polyurethan (PUR) ist sehr haltbar, feuerfest, enorm druckstabil und wiegt nur 3 kg/m2. Da das Material wasserabweisend ist, ist es kaum anfällig gegenüber Schimmelbildung. Da es sich um einen Kunststoff handelt, sind die größten Nachteile der sehr hohe Energieverbrauch im Herstellungsprozess sowie der Einsatz von Erdöl. Im Gegensatz zu Polystyrol lässt sich PUR jedoch problemlos recyceln. Wärmeleitfähigkeit: 0,02-0,025 W/mK. Preise je nach Plattendicke: 10-20 € pro qm2.

· Schaumglas
Schaumglas lässt sich aus recyceltem Altglas herstellen und gilt daher als ökologisch. Der Dämmstoff ist in Form von Platten oder als Schaumglasschotter (Granulat) erhältlich und eignet sich für viele Einsatzgebiete, vornehmlich aber zur dämmung erdberührender Bauteile. Wärmeleitfähigkeit: 0,04 bis 0,06 W/mK

ork hat den ökologischen Nachteil des langen Transportweges aus Südeuropa, eignet sich aber gut zur Wärme- und Schallisolierung. Wärmeleitfähigkeit: 0,045 Watt/mK.

· Kork
Kork hat den ökologischen Nachteil des langen Transportweges aus Südeuropa, eignet sich aber gut zur Wärme- und Schallisolierung. Wärmeleitfähigkeit: 0,045 Watt/mK.

· Dämmplatten aus Hanf
Hanf-Dämmplatten haben einen guten Wärmedämmwert von ca. 0,040 W/mK und sind mit einem natürlichen Flammschutzmittel (Soda) ausgerüstet. Preise: abhängig von der Plattendicke und Ausstattung ab brutto 4,50 € (3 cm) bis zu ca. 26,-- € (Mix aus Jute und Hanf, 22 cm).

· Dämmplatten aus Schilfrohr
Schilfrohr-Dämmplatten werden flächig aufgebracht, mit Drähten miteinander verbunden und mit Lehm- oder Kalkputz verputzt. Chemische Behandlung ist nicht nötig, da das Material von vornherein einen hohen Silikatgehalt aufweist. Wärmeleitfähigkeit: 0,059 W/mK, Baustoffklasse (Brennbarkeit): B2 (wie Polystyrol). Preise (ca.): je nach Plattendicke (2 cm/5 cm) zwischen 8,-- € und 17,-- € (brutto).

· Gras
Gras sehr gute Ökobilanz (nachwachsender Rohstoff, kurze Transportwege); Wärmedämmung ähnlich gut wie bei Stein-oder Glaswolle, sehr gute Schallisolierung, optimale Feuchtigkeitsregulation, keine Selbsterwärmung im Sommer (Hitzeschutz), durch Zugabe von Borsäure (nur bei Wiesengras) Einstufung in Baustoffklasse (Brandschutz B2). Problem: Dämmplatten sind in Deutschland schwer erhältlich, weil sie hier nicht hergestellt werden.

· Schafwolle
Schafwolle kann in Zusammenhang mit einer Vorhangfassade zur Außendämmung verwendet werden. Sie erreicht eine Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,035 und 0,045 W/mK und kostet pro qm2 etwa 15-25 €. Die größten Nachteile sind ihre Anfälligkeit gegenüber Insektenbefall und Verrottung sowie die erhöhte Brandgefahr (normal entflammbar).

· Vorgemauerte Ziegel mit Perlitfüllung
Im Brandschutz ungeschlagen, weil Perlite vulkanischen Ursprungs und damit unbrennbar ist. Sie verfügen außerdem über einen sehr guten Schallschutz und eine geringe Wärmeleitfähigkeit (0,07 bis 0,09 W/mK). Um dauerhaft Rissbildungen zu vermeiden, sollte auf eine hohe Dicke der Außenstege (mind. 1,5 cm) geachtet werden.

· Vorhangfassade mit Dämmschicht aus Mineralwolle

· Vakuum-Isolierpaneele
Vakuum-Isolierpaneele (VIP) sind sehr dünn und bestehen aus einem offenporig hergestellten Stützkern sowie einer vollkommen dichten Hülle, um das Vakuum im Innern dauerhaft zu erhalten. Teuer!

· Dämmung von innen
Innendämmungen werden hergestellt mit

o Kalziumsilikatplatten
o Zellulose
o natürlichen, nachwachsenden Dämmstoffe (Z. B. Schafwolle, Flachs, Kork, Hanf, Kokosfaser, Holzwolle)
o Holzständerkonstruktionen (z. B. mit einer Dämmung aus Mineralfaserstoffen)
o Wandkonstruktionen (z. B. mit Leichtbeton)

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Übrigens: Wer über eine Fassadendämmung nachdenkt, sollte zuvor auch die Kellerdecke dämmen. Die Maßnahme ist günstig und effektiv. 

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Die Dämmung der Gebäudehülle

Andreas Lange

Ich bin im Bereich der Erneuerbaren Energien tätig & seit dem Jahr 2005 im Online-Marketing aktiv.

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