Aus dem Inhalt:
Die Herausforderungen der Themenvielfalt
Per Definition ist es das Ziel der Energiewende, die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr nachhaltig mit Energie zu versorgen. Dabei soll der Verbrauch fossiler Rohstoffe in allen Sektoren reduziert und Kohle, Gas oder Öl am besten vollständig durch erneuerbare ersetzt werden.
Um das zu ermöglichen, ist es notwendig, die einzelnen Disziplinen der Energiewende ganzheitlich zu betrachten. Denn nur so können sinnvolle Symbiose-Effekte entstehen, die den Erfolg der Energiewende wirtschaftlich und ökologisch positiv beeinflussen.
Genau darin liegt aber auch die erste große Herausforderung. Denn die Themenvielfalt der Energiewende ist so vielschichtig, dass heute kaum ein Experte oder Politiker den Überblick behalten kann.
Neben dem Ausbau von Stromtrassen, dem Ausbau von Offshore-Windparks, dem Atomausstieg, dem Ausstieg aus der Kohle, dem Fracking, der E-Mobilität, der Gebäudeenergieeffizienz, der Energieeffizienz im Alltag, der Energiespeicherung, dem Energietransport oder dem Anstieg der Sanierungsquote, beschäftigt sich die Energiewende mit vielen weiteren Aufgaben. Alle sind dabei in sich schon große Herausforderungen und Entscheidungen in einzelnen Bereichen wirken sich häufig direkt auch auf andere aus.
Stellen Sie sich vor, Sie müssten einen Zauberwürfel mit weit mehr als 6 Farben lösen. Das entspricht in etwa der Komplexität der Energiewende.
Die Herausforderung der Akteurs-Vielfalt
Durch die große Themenvielfalt, beschrieben im vorherigen Abschnitt, ist die Energiewende sehr komplex. Ein nachhaltiger Erfolg ist dabei nur möglich, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Und das ist schwierig. Denn die Interessen der Energiewende-Akteure gehen teilweise weit auseinander.
Während ganze Konzerne der alten Energiewirtschaft den Boden unter den Füßen verlieren und teilweise an den Fossilen festhalten, versuchen Bürgerbewegungen die Stromwende mit großem Einsatz selbst in die Hand zu nehmen. Die breite Bevölkerung, die von der Komplexität der Energiewende verunsichert sein dürfte, ist zwar vor allem für den Wärmebereich enorm wichtig, handelt aber nur sehr zögerlich. Auch politisch sind einheitliche Entscheidungen oft schwer. Denn beteiligt sind hier alle Ebenen - von der EU bis in die Kommune.
Die hier genannten Akteure sind bei Weitem nicht vollständig. Und trotzdem wird deutlich das die Energiewende, neben der technischen, vor allem auch eine kommunikative Herausforderung ist.
In eigener Sache: Um ein wenig Transparenz in die Vielfalt der Energiewende-Akteure zu bringen, werden wir diese im Frühjahr 2016 genauer unter die Lupe nehmen. Mit Interviews und Portraits möchten wir dabei die unterschiedliche Interessenlage der Beteiligten herausstellen und nach Synergien suchen.
Die Herausforderung der technischen Ausrichtung
Wie kann die Energiewende technisch gelingen? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Denn sie betrifft verschiedene Sektoren und ist abhängig von vielen Akteuren.
Die größte Herausforderung im Strombereich ist das treffen einer Entscheidung über die zentrale oder dezentrale Umsetzung der Energiewende. Dezentral würde bedeuten, dass Energie aus erneuerbaren Quellen immer da produziert wird, wo sie auch verbraucht wird. Neben Wind- und Solarstrom-Anlagen liegt der Schwerpunkt dabei vor allem auf dezentralen Speichertechnologien und einer intelligenten Vernetzung der Stromerzeugung mit Verbrauchern aus Gebäude, Verkehr und Industrie. Gleichzeitig führt eine dezentrale Stromwende zu sinkenden Anforderungen an neu zu installierende Stromtrassen.
Während die Entscheidung über eine zentrale oder dezentrale Energiewende politisch beeinflussbar ist, stellt sich der Wärmebereich als weitaus größere Herausforderung dar. Denn die Umsetzung der Wärmewende ist abhängig von der Akzeptanz und der Motivation von Millionen von Entscheidungsträgern: Den Besitzern von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Bedenkt man, dass private Haushalte für 40% des deutschen Energieverbrauchs verantwortlich sind und etwa 65% der über 18 Millionen Wohnhäuser sanierungsbedürftig sind, wird deutlich, welche enorme Aufgabe hier in Zukunft zu bewältigen ist.
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