Aus dem Inhalt:
- Kurzvorstellung Josef Baur von eueco
- Bürgerbeteiligung an erneuerbaren Energieprojekten
- Stolpersteine und Hindernisse für Energieprojekte mit Bürgerbeteiligung
- Beispiel für kommunale Energieerzeugung mit Bürgerbeteiligung
- Expertentipp zum Thema Bürgerbeteiligung in Kommunen und Gemeinden
- Fazit und Zusammenfassung
Kurzvorstellung Josef Baur von eueco
eccuro: Hallo Herr Baur, bitte stellen Sie sich doch kurz vor!
Josef Baur: Ursprünglich habe ich Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft studiert und viele Jahre für Banken im Projektgeschäft im In- und Ausland gearbeitet. Das Thema erneuerbare Energien hat mich lange bewegt und so habe ich mein Projekt Know-how aus dem Bankbereich auf das Thema Bürgerbeteiligung übertragen. Ergebnis daraus ist unsere Firma eueco, die ermöglicht, Bürgerbeteiligung ohne Verwaltungs- und Administrationsaufwand zu leben. Damit sorgen wir für die Verbreitung von Direktinvestitionen in die Energiezukunft der Regionen. Mittlerweile haben wir über 15 Beteiligungs-Plattformen für unsere Kunden realisiert, die einen zweistelligen Millionenbetrag an Direktinvestition ermöglicht haben. Zu unseren Kunden zählen Kommunen, Genossenschaften, Projektierer sowie Stadtwerke und große Energieversorger. Bürgerbeteiligung ist untrennbar mit erneuerbaren Energien verbunden.
Bürgerbeteiligung an erneuerbaren Energieprojekten
eccuro: Die Energiewende ist erklärtes Ziel und heute in aller Munde. Wenn der Weg zum Erfolg auch noch nicht ausreichend definiert ist, wächst das Interesse an Energieprojekten mit Bürgerbeteiligung immer mehr. Welche Möglichkeiten haben Bürger dabei sich gewinnbringend an Energieerzeugungsanlagen zu beteiligen?
Josef Baur: Wir definieren hier Bürgerbeteiligung als Investition eines Bürgers in eine Anlage / ein Projekt der erneuerbaren Energien in seinem Umfeld. Im Wesentlichen haben sich hierbei in der Praxis drei Formen von rechtlichen Beteiligungen durchgesetzt:
Die typischste Form der Bürgerbeteiligung ist die Beteiligung in Form einer Mitgliedschaft in einer Genossenschaft. Diese Form ist v.a. im ländlichen Raum zu finden. Die Besonderheiten rund um die Mitbestimmung bei dieser Form macht die eG sehr beliebt.
Eine weitere Form der Bürgerbeteiligung ist die Kommanditbeteiligung an einer GmbH & Co. KG. Diese wird sehr oft im Zusammenhang mit Windprojekten verwendet. Insbesondere für Bürgerwindprojekte wir diese Form häufig genutzt.
Während die beiden erstgenannten Bürgerbeteiligungsformen einen Eigentümerstatus und Mitbestimmung mit sich bringen, ist die Form des Nachrangdarlehens auf die Anlage von Geld ohne Mitbestimmung ausgerichtet. Diese Form wird häufig von Stadtwerken und Energieversorgern genutzt, jedoch nicht selten auch in Kombination mit beiden erstgenannten Beteiligungen eingesetzt. Der Vorteil des Nachrangdarlehens liegt in der Einfachheit für Initiator und Bürger.
Stolpersteine und Hindernisse für Energieprojekte mit Bürgerbeteiligung
eccuro: Mit eueco betreuen Sie Initiatoren von Energievorhaben dabei die Bürgerbeteiligung als Finanzierungsbaustein einzusetzen. Wo entstehen häufig Stolpersteine und worauf sollte aus Ihrer Erfahrung besonders geachtet werden?
Josef Baur: Um eine Bürgerbeteiligung zum Erfolg zu führen ist es wichtig, sowohl die Motivation des Initiators als auch die Bedürfnisse der Kunden zu reflektieren. So setzen Energieversorger Bürgerbeteiligung vor allem zur Kundenbindung ein, bei Genossenschaften steht dagegen oft die Sammlung von Eigenkapital im Vordergrund. Aus der Motivation der Beteiligten ergibt sich oft schon die Form der Bürgerbeteiligung. Die häufigsten Stolpersteine sind die Finanzierungsstrukturierung, die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Vermarktung und Kommunikation sowie die Verwaltung und Abwicklung. Um tatsächlich nicht ins Stolpern zu kommen, sollte auf eine schlanke Abwicklung der Einwerbung und der Direktvermarktung in der Region geachtet werden.
Beispiel für kommunale Energieerzeugung mit Bürgerbeteiligung
eccuro: Vor allem in ländlichen Regionen wächst das Interesse an Bürgerenergieprojekten zunehmend. Können Sie über ein Beispiel berichten, in dem ein kommunales Projekt mit Bürgerbeteiligung erfolgreich umgesetzt wurde?
Josef Baur: Ein schönes Beispiel für die Kombination von Regionalentwicklung mit Bürgerenergieprojekten ist für uns der Landkreis Ebersberg. Hier hat man eine kommunale und bürgerliche Genossenschaftsstruktur geschaffen, die die lokale Finanzierung von Bürgerprojekten einfach macht. Projekte werden von den Genossenschaften entwickelt und beteiligen können sich nur Bürger aus dem Landkreis. Gestartet wurde klassisch mit PV-Projekten, mittlerweile werden auch Energieeffizienzprojekte und Stromvermarktung angegangen. Kapital für die Region und Kapital aus der Region richtig gelebt!
Expertentipp zum Thema Bürgerbeteiligung in Kommunen und Gemeinden
eccuro: Welchen Rat können Sie interessierten Bürgern aus kleinen Gemeinden oder Kommunen geben? Welche Schritte sind notwendig um ein eigenes Energievorhaben zu starten und erfolgreich zu betreiben?
Josef Baur: Ich würde engagierten Bürgern, die Projekte entwickeln wollen, immer dazu raten, zunächst auf die Rentabilität der Projekte zu schauen. Nur wenn diese ausreichend rentierlich sind, sollte man auch eine Umsetzung ins Auge fassen. Es ist gar nicht mehr so einfach, geeignete Projekte zu finden, da PV-Projekte heutzutage kaum mehr lohnen. Windkraftprojekte und Energieeffizienzprojekte sind ein lohnendes Ziel. Ist ein geeignetes Projekt gefunden, so kann man entweder den Weg über eine Genossenschaft oder über eine GmbH & Co. KG wählen.
Fazit und Zusammenfassung
Die Beteiligung an Energieeffizienzprodukten bietet jedem Bürger die Möglichkeit sich selbst an der Energiewende zu beteiligen. Nach dem Motto „Global Denken – lokal Handeln“ sind die Ergebnisse der eigenen Aktivitäten dann auch regional spürbar. Und das nicht nur ideell, sondern in Form einer nachhaltig bezahlbaren Energieversorgung.
Besonders wichtig bei der Entwicklung eines Bürgerenergieprojektes ist es, von Beginn an auf die Rentabilität zu schauen. Ist diese gegeben, können interessierte Bürger und Kommunen das Projekt zum Beispiel über eine Genossenschaft oder eine GmbH & Co. KG starten.
Während der Umsetzung liegen die Schwerpunkte auf:
- der Finanzstrukturierung
- den rechtlichen Rahmenbedingungen
- der Vermarktung und Kommunikation
- der Verwaltung und Abwicklung
Mit seinem Unternehmen eueco unterstützt Josef Baur Initiatoren und Beteiligte bei der erfolgreichen Umsetzung von Bürgerenergieprojekten und hilft vor allem dabei, häufig auftretende Stolpersteine zu umgehen. Wir bedanken uns sehr bei Herr Josef Baur für die interessanten Einblicke in das spannende Thema der Bürgerenergiewende.
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