China - Ein Überblick

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt hatte China im Jahr 1990 noch einen Anteil von weniger als 3% an der weltweiten Industrieproduktion.  Heute liegt  der Anteil bei fast einem Viertel. Für dieses Wachstum verbrauchte das Land enorme Energiereserven, die hauptsächlich über die massive Nachrüstung von Kohle-Kraftwerken bereitgestellt wurden. In Folge dessen hat China einen Anteil von 86% am Anstieg des weltweiten Kohleverbrauchs zwischen 1990 und 2011.


Laut Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) verursachte China dabei21 % des Anstiegs des Weltprimär-Energiebedarfs zwischen 1990 bis 2000. In der darauffolgenden Periode, von 2000 bis 2011, ist die Republik sogar für 52 % des weltweiten Primärenergie-Anstiegs verantwortlich.


Heute ist China der größte Kohle-Produzent der Welt. Und das, obwohl die eigenen Reserven des fossilen Rohstoffs hinter denen von USA und Russland liegen. Allerdings sinkt die Energieintensität des Landes ständig. Ein positives Zeichen dafür: Im Jahr 2014 stand der Anstieg des Gesamtenergie-Verbrauchs der Volksrepublik bei 0%.
In den letzten Jahrzehnten hat China enorme Veränderungen erfahren. Denn innerhalb von zwei Jahrzehnten  wuchs die chinesische Mittelschicht von einem Nullniveau  zu mehreren Hundertmillionen Menschen heran, von denen die meisten heute in Städten leben. Gleichzeitig stieg auch die Umweltverschmutzung auf ein lebensbedrohliches Level. Im Durchschnitt sterben noch heute jeden Tag mehr als 4.000 Menschen an den Folgen des hohen Feinstaubausstoßes der zahlreichen Kohle-Kraftwerke.


Auch im Verkehrsbereich wuchsen die Emissionen in China sehr stark an. Durch enormen Investitionen in den Hochgeschwindigkeitsverkehr und die hohe Dichte von städtischen Siedlungen, ist das chinesische Verkehrssystem heute aber umweltverträglicher als das Nordamerikanische.


Laut Experten ist China sehr stark vom Klimawandel bedroht. Dürren, starker Regen und höhere Temperaturen werden voraussichtlich  hohe Schäden  anrichten und große Infrastrukturprojekte wie den Drei-Schluchten-Staudamm beeinträchtigen . Am meisten bedroht ist die chinesische Bevölkerung aber vom Anstieg der Meeresspiegel. Sofern die Treibhausgas-Emissionen nicht sinken, werden nach einer Climate Central - Studie bis zum Ende des Jahrhunderts mehr als 50 Millionen Chinesen durch Überschwemmungen gefährdet sein.

Kohledominierter Energiemarkt

Quelle:  EIA

Der Energiemix in China hat sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert. Von einer Energiewende zu sprechen, ist daher noch etwas früh.  Denn die Mehrheit  der chinesischen Wirtschaft ist heute  von der Kohle abhängig. Einige Energie- und Wirtschafts-Experten vermuten sogar, dass der tatsächliche Kohleanteil durch nicht gemeldete, inländische Produktionsstätten um 15% höher liegen könnte als in der Abbildung. 


Die zweitwichtigste Stromquelle in China ist die Wasserkraft Trotz schwankender saisonaler Bedingungen ist in diesem Bereich ein starker Aufwärtstrend zu beobachten. China hat bereits die Hälfte der größten Talsperren der Welt, darunter der Drei-Schluchten-Staudamm, das weltweit größte Wasserkraftwerk mit einer geschätzten Gesamtleistung von rund 22.500 MW.

Quelle: EIA

Nach einem Jahrzehnt, in dem der Anteil der Kohle  an der Stromerzeugung jährlich um mehr als 11 Prozent angestiegen ist, lag dieses Wachstum im Jahr 2013 bei 4–5 Prozent. Heute beträgt der Anstieg nahezu 0 Prozent.


Mit dem Ziel Schwankungen der Energieerzeugungen optimal ausgleichen und Überschüsse speichern zu können, wurde in den vergangenen Jahren deutlich mehr in den Netz-Ausbau als die Weiterentwicklung der Stromerzeugung investiert. Für die Energiewende können die dabei errichteten Pumpspeicherkraftwerke genutzt werden, um in Zukunft auch fluktuierende erneuerbare Energiequellen in das Stromnetz einzuspeisen.

Der Riese erwacht

Als größter Energieverbraucher und Emittent von Treibhausgasen sowie zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, strebt China nun nach einem grünen Wirtschafts-Entwicklungsmodell. Seit 2013 orientiert sich die Volksrepublik sogar am “2 Grad-Ziel” der UN, dass den globalen Temperaturanstieg auf 2 Grad Celsius beschränken soll. In diesem Zusammenhang führte die chinesische Regierung eine Reihe von politischen Anreizen und finanziellen Hilfen ein. Eine Einspeisevergütung und spezielle Regelungen für Windkraft und Solarstrom sollen dabei zu einem Anstieg der Erneuerbaren beitragen.


Seit 1953 benutzt die kommunistische Partei Chinas Fünfjahrespläne als ein zentrales Mittel zur Planung der Volkswirtschaft. In ihrem zwölften Fünfjahresplan (2011-2015) hat China Ziele für Energieeffizienz festgelegt. Die Energieintensität Chinas sollte in diesem Zeitraum um 16% gesenkt, ineffiziente Kohlenkraftwerke abgeschaltet und ein Kohlenstoffhandelsmarkt errichtet werden. Der 13. Fünfjahresplan (2016-2020) soll bedeutend für die erwartete Energiewende sein. Denn er beinhaltet umfangreiche Wirtschaftsreformen und sieht eine industrielle Restrukturierung vor. Gleichzeitig sollen Energieeffizienz und erneuerbare Energien deutlich gesteigert werden.


Im Jahr 2015 stieg die Stromnachfrage Chinas um nur 0,5%. Gleichzeitig sanken die Kohleimporte des Landes auf 35 %. Solarstrom wächst am schnellsten in China. In den vergangenen Jahren wuchs der Anteil am Strommix von Null auf ein Prozent an. Sobald alternative Energien in das Netz eingespeist werden, werden sie wegen ihrer niedrigen Betriebskosten in der Regel auch voranging verwendet. Die Schwankungen in der Verfügbarkeit von Wasserkraft werden daher durch eine variable Nutzung fossiler Energieträgern ausgeglichen. Auch im Verkehrsbereich steht ein Wandel bevor. Denn die Regierung hat angekündigt, dass bis 2020 5 Million Elektrofahrzeuge über Chinas Straßen rollen sollen.

Chinas globale Auswirkungen

Wegen ihrer wirtschaftlichen Macht und Herstellungskapazitäten prägt China den globalen Energiemarkt sowie andere Märkte. Durch ihre gigantische Herstellungindustrie verringert das Land die Preise von zahlreichen Produkten wie Photovoltaikanlagen, Windkraftanlagen, Wasserkraftgeneratoren, Batteriespeicher und andere energiesparende Geräte, was wiederum die Energiewende in anderen Ländern günstiger macht. Die chinesische Großproduktion ist Teil des globalen  Kostensenkungs-Prozesses für  Hauptkomponenten von Kernkraftgeneratoren, Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn  oder auch Elektroautos.

Fazit

Die rückläufige Verwendung von Kohle in der Industrie, sowie die alternative Stromerzeugung, sind die wichtigsten Kräfte hinter der Entkopplung der Kohlenutzung vom Wirtschaftswachstum. Nicht nur die Kapazitäten der Energie in China sind erstaunlich, sondern auch die Möglichkeiten für die Energiewende.

Bisherige Erfolge der Energiewende in China:

● Entkopplung der Kohlenutzung vom Wirtschaftswachstum
● Keine weitere Zunahme der Kohleverbrennung
● Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien am Energiemix


Herausforderung der künftigen Energiewende in China:

● Kohleausstieg
● Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung
● Steigerung der Energieeffizienz
● Reduzierung der Umweltverschmutzung
● Eindämmung des Klimawandel

Wegen ihrer Größe ist China schwer zu steuern, jedoch wird die chinesischer Energiewende nach einer Veränderung des Energiemarktes in Schwung kommen. Der Erfolg eines Übergangs zu einem saubereren und energieeffizientem China hängt vom politischen Willen Pekings ab.

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