Gas statt Kohle- und Kernenergie

Der Anteil der erneuerbaren Energien an dem deutschen Strommix bleibt wie im Jahr 2015 auf dem Niveau von 29 bis 30 Prozent. Ihr Anteil am Primärenergieverbrauch ist 2016 von 12,4 Prozent im Vorjahr auf 12,6 Prozent leicht angestiegen und es ist für 32 Prozent des Stromverbrauchs zuständig. Trotz eines Wirtschaftswachstums von 1,8% ist der Stromverbrauch im 2016 um 0,4% gesunken. Somit sind auch die Co2 Emissionen im Jahresverlauf um 1,6% zurückgegangen. Dies verspricht aber nicht der Erfüllung der Endziele der Energiewende oder der Pariser Abkommen.

 


Auch wenn erneuerbare Energiequellen ihren Anteil an der Produktion nicht vergrößert haben, ist der Atom- und Kohleausstieg weiter in Gange. Die Stromerzeugung aus Braunkohle und Steinkohle ist 2016 mit jeweils 5 und 6,5 Milliarden Kwh im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Dies sei eine positive Entwicklung gegenüber 2015, damals betrug der Steinkohleverbrauch 8,1 Mrd Kwh. Die starke Reduktion von 7,2 Mrd Kwh an Strom aus Kernkraftwerken ist noch stärker als im Vorjahr. Ein zentraler Grund dafür ist die Abschaltung des Reaktors Grafenrheinfeld im Juni 2015.

Um diese Mängel zu kompensieren steigt der Einsatz von Gas. Mit einer Zunahme von 19,5 Mrd Kwh liefert dieser Brennstoff 12,4 Prozent des Strommixes, fast so viel wie Kernenergie. Diese Änderung lässt sich mit den fallenden Großhandelspreisen für Erdgas erklären.

Erneuerbare Energie im Jahr 2016 stagniert

Seit dem Jahr 2000 und bis 2015 wuchs der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch mit ca. 1,7 Prozentpunkten jährlich. Dieser Anteil lag 2015 bei 31,7 %. In absoluten Zahlen war es eine Steigerung von durchschnittlich 10 Milliard Kwh pro jahr. Der größte Beitrag zu dieser Steigerung leistete der Ausbau von Windenergie-, Biomasse- und Solaranlagen. Zum ersten Mal seit 2009 bringt 2016 eine Verzögerung in der Tendenz zur Steigerung der erneuerbaren Energieerzeugung. Das Jahr bringt auch einige gute Nachrichten. So zum Beispiel wurde am 8. Mai 2016 ein Rekordtag eingetragen. Zum ersten Mal wurde 86,3% des gesamten Strombedarfs durch erneuerbare Energien abgedeckt.

 


Wasserkraft bleibt weiter als kleine aber stabile Stromversorgungsquelle und macht 3,2% der deutschen Stromerzeugung aus. Es ist keine signifikante Erweiterung der Wasserkraftanlagen in Zukunft geplant.

Mit 5,9% der Stromerzeugung bleibt Photovoltaik auf einem ähnlichen Niveau und Kapazität wie im Vorjahr. Damit folgt Solarenergie der Prognose zur rückläufigen Marktentwicklung. Dieser Trend ist nicht unvermeidbar. Durch die lokale Stromversorgung, Elektromobilität und Gebäude Modernisierung zusammen  kann die Sonne eine neue Chance als wichtigerer Energieträger geboten werden.

Energie aus Biomasse steigt leicht weiter. Mit einer Zunahme von 1,3 Mrd Megawatt der Stromerzeugung bleibt ihr Wachstum auf dem gleichen Niveau vom Vorjahr. Im Bereich Holz wird zum Beispiel ein Zuwachs von kleineren Anlagen erwartet. Was zuerst die langsame Entwicklung erklären kann.

Laut der Bundesverband der Windenergie wuchs der Markt 2016 zwar mit etwa 4.625 Megawatt an installierte Leistung. Trotz dieser Zahlen ist 2016 eine rückläufige Tendenz der (onshore) Windenergie zu beobachten. Landanlagen haben 2016 fast 6 Mrd. Kwh weniger Strom als im Vorjahr geleistet. Insgesamt ist der rückläufige Beitrag der Windenergie den Wetterbedingungen geschuldet.

Windparks an der Nord-und Ostsee haben 2016 hingegen eine Zunahme von 4,1 Mrd. Kwh gegenüber Vorjahr gesehen.  Dieses Wachstum entspricht wahrscheinlich dem Rekordzubau, der im Jahr 2015 stattgefunden hat. 2016 wurden noch 820 Megawatt vor der deutschen Küste ans Netz angeschlossen. Die Neuinstallationen von Offshore-Windparks in 2017 sollen nach Erwartungen der Bestandskapazität von 4.800 MW weitere 10 hinzufügen.

Laut Prognosen der Windenergieverbände BWE und VDMA soll Windenergie auch in den kommenden Jahren als eine tragende Säule der Energiewende wachsen. Die Verbände gehen von einem Zubau von 4.500 bis 5.000 Megawatt im Jahr 2017, 3.000 bis 3.500 Megawatt im Jahr 2018 und 2.800 Megawatt im 2019 deutschlandweit aus.

Prognosen des Stromverbrauchs hängen auch von der Zukunft der Elektromobilität ab. Die Elektromobilität in Deutschland wird sich weiter entwickeln, auch wenn bedeutsam langsamer als es in Norwegen oder in den Niederlanden zu beobachten ist. Ein Massenumstieg auf Elektrofahrzeuge bringt eine deutliche Steigerung des Stromverbrauchs mit sich. Dieser soll allerdings nicht mehr als 15 Prozent betragen, auch wenn Elektrofahrzeuge eine Marktdominanz erleben werden.

Was bringt die Jamaika Koalition

Mehrere glauben daran, dass eine Energiewende auch ohne massive staatliche Regulierung möglich ist und wünschen genau das von der neuen Koalition. Eine Koalition aus der CDU und FDP hat bereits den Windenergieerlass in Nordrhein-Westfalen verschärft. Nun muss dort ein Mindestabstand von 1500 Metern zwischen Windräder und reinen Wohngebieten gehalten werden, was den Ausbau von mehreren Windenergieprojekten auf Eis gelegt hat. Wie die Grünen diese Politik beeinflussen werden, ist noch unklar.

Aus der bereits existierenden Jamaika Koalition in Schleswig-Holstein kann man einige spekulative Prognosen formulieren. Der Koalitionsvertrag dort verspricht die Bereiche Naturschutz, Energieforschung, Energiespeicherung und erneuerbare Energieerzeugung zu verstärken. Der Vertrag bezeichnet die Kooperation mit Unternehmen im Energieverbrauch als Teil des Ausbaus der neuen Strominfrastruktur. Weiterhin verspricht die Regierung der Realisierung des E-Highway Projekts, indem LKW´s auf einer Autobahnstrecke auf Strom fahren werden. Die starke Windstromerzeugung in Schleswig-Holstein soll weiter ausgebaut werden, mit dem konkreten Ziel bis 2025 einen Beitrag von zehn Gigawatt installierte Leistung zu erbringen, heute sind dort etwa sieben Gigawatt installiert.  Die Abstände zu Siedlungsbereichen werden dort auf 1000 Meter erhöht. Dies liegt auch daran, dass Windräder immer größer werden. Es wird dort auch geplant, die Offshoreleistung von 15 Gigawatt auf mindestens 25 Gigawatt im Jahr 2030 zu erhöhen. Generelle Aussagen über den Weiterausbau von Solaranlagen und Abschaffung der Umlagen auf Strom sind auch zu finden. Strom aus Kohle soll mit Kraft-Wärme-Kopplung als Übergangstechnologie schrittweise ersetzt werden. Insgesamt stellt sich die Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein für eine Fortführung der Energiewende, allerdings mit wenigen konkreter Zielen.

Ein Verbot der Neuzulassungen für Verbrennungsmotoren bis 2030 nach den Anforderungen der Grünen ist eher unwahrscheinlich. Obwohl auch die FDP über eine deutsche Batteriezellenproduktion spricht, lehnt die Partei eine staatliche Investitionslenkung dafür. Generell fordern die Grünen eine Abdeckung des Strombedarfs mit erneuerbaren Energien bis 2030. Die FDP lehnt hingegen kategorisch konkrete Ausbauziele ab. Alle drei Parteien sind sich einig, das Parisabkommen und die nationalen Ziele der Energiewende zu erfüllen, über den genauen Weg wird es wohl noch viel zu diskutieren geben.

Fazit

Trotz der kurzen Pause am Wachstum der erneuerbaren Energien, das Ziel 40% des  Strommix damit bis 2020 zu decken bleibt erreichbar. Die Zukunft des deutschen Stroms ist nicht nur der Regierung und Stromkonzernen überlassen. Verbände, Vereine und Bürger spielen weiterhin eine entscheidende Rolle durch ihr Verbrauchsverhalten, Anbieterauswahl und heute mehr als je zuvor auch durch Vor-Ort Stromerzeugung. Als ein aktives Mittel gegen den Klimawandel, haben mehrere Institutionen, Gesellschaften und Privatpersonen ihre Investitionsgelder aus fossilen Brennstoffen abgezogen und eventuell wiederum in erneuerbare Energien investiert. Bürgerinitiativen und nachhaltigere Wirtschaftsmodelle haben einen Einfluss auf den künftigen Energieverbrauch und haben das Potenzial erneuerbare Energieerzeugung zu verstärken.  

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