Ein unsanierter Altbau weist in der Regel so viele Undichtigkeiten auf, dass die zirkulierende Luft ausreicht um die freigesetzte Wassermenge von nahezu 15 Litern täglich abzuführen. Nach einer umfangreichen energetischen Sanierung sind Gebäude durch neue Fenster und bewusstere Bauweise so dicht, das die frei strömende Luft nicht mehr ausreicht. Es muss mit einer „Lüftung“ nachgeholfen werden.

Thermische Behaglichkeit oder Wärme-Wohlbefinden

Mit der Lüftung in einem Haus oder einer Wohnung sind immer drei wesentliche Aufgaben zu erfüllen. Zum einen soll thermische Behaglichkeit geschaffen werden. Damit wird ein Zustand des Wärme-Wohlbefindens beschrieben. Er ist unter anderem abhängig von Zugerscheinungen, der Temperatur und dem Feuchtegehalt der Luft. Als behaglich wird dabei der Zustand von 20°C und 50% relativer Luftfeuchtigkeit empfunden.

Hygienisch optimale Bedingungen

Weiterhin sollen durch die Lüftung hygienische Luftbedingungen garantiert werden. Das heißt, dass durch einen ausreichenden Austausch der Raumluft Gerüche, Schadstoffe und verbrauchte Luft abtransportiert und durch frische Luft hoher Qualität ersetzt werden. Gerade im Winter ist dabei zu bedenken, dass die frische Außenluft auch auf Raumtemperatur aufgeheizt werden muss um Behaglichkeit zu garantieren.

Schutz vor Tauwasser und Schimmel

Eine dritte wesentliche Aufgabe ist der Schutz vor Tauwasserausfall und damit vor Schimmel im Gebäude. Luft hat eine definierte Kapazität für die Aufnahme von Wasser. Diese steigt mit der Temperatur und wird prozentual über die relative Luftfeuchte angegeben. Kalte Luft kann somit weniger Wasser aufnehmen. Strömt Luft an kalten Bauteilen wie Außenwandecken oder Fensterrahmen vorbei, kühlt sie sich ab, die Kapazität fällt und Wasser wird an diesen Flächen freigesetzt. Die feuchte Umgebung in Verbindung mit Tapeten oder Anstrichen bietet einen guten Nährboden für Schimmelpilze. Um das zu verhindern ist die Luft regelmäßig auszutauschen und das darin enthaltene Wasser abzutransportieren. Die Wahrscheinlichkeit für Schimmelbildung ist ab 80% relativer Luftfeuchte besonders hoch.

Freie Lüftung über Fenster, Quer- oder Schachtlüftung

Generell kann man bei der Lüftung in freie und Ventilator gestützte Lüftung unterscheiden. Freie Lüftung beschreibt zum Beispiel Fensterlüftung, Querlüftung oder Schachtlüftung. Fensterlüftung ist generell nur manuell zu erreichen und mit hohem Nutzeraufwand verbunden.

Quer- und Schachtlüftung erfolgen über gegenüberliegende Außenwandöffnungen bzw. Außenwandöffnungen in Kombination mit einem über Dach führenden Schacht. Bei allen Varianten wird die warme Raumluft frei nach außen abgegeben und durch kalte Außenluft ersetzt. Im Winter muss diese dabei von ca. -12°C auf mindestens 20°C aufgeheizt werden. Für einen 20 m² großen Raum werden dabei kontinuierlich 300 Watt benötigt. Weiterer Nachteil freier Lüftungssysteme ist, dass sie kaum bis nicht regelbar und damit nicht an die Nutzerverhältnisse anzupassen sind. Sie garantieren einen kontinuierlichen Luftaustausch.

Mechanische Abluftanlagen

Die wesentlichen Varianten der Ventilator gestützten Lüftung sind Abluftanlagen oder Zu- und Abluftanlagen. Bei Abluftanlagen wird Luft über einen zentralen Ventilator zum Beispiel über Dach aus Bädern und Küchen, den Räumen mit dem höchsten Wasser und Schadstoffausfall, abgesaugt. Über Luftdurchlässe in der Außenwand strömt kalte Luft durch den Unterdruck im Raum von außen nach und über Flure in Bäder und Küchen. Auf diese Weise können Feuchtigkeit und Schadstoffe, wie Gerüche oder verbrauchte Luft kontinuierlich abgeführt werden.

Im Gegensatz zur freien Lüftung kann der Luftstrom hier an das Nutzerverhalten angepasst werden und es strömt nie mehr als nötig, wodurch im Vergleich eine Einsparung erreicht werden kann. Da auch hier kalte Außenluft einströmt ist aber immernoch eine große Energiemenge für das Erhitzen auf Raumtemperatur notwendig. Auf Grund guter Regelbarkeit und der Sicherstellung von Brandschutz, Lufthygiene und Behaglichkeit kommen Abluftanlagen häufig in Mehrfamilienhäusern zum Einsatz. Im Vergleich zu Zu- und Abluftanlagen sind reine Abluftanlagen insgesamt günstiger.

Mechanische Zu- & Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung

Energetisch ideal, vor allem in Verbindung mit Sanierungen, sind Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung. Dabei wird über ein Zentralgerät gleichzeitig verbrauchte Raumluft abgezogen und frische Außenluft angezogen. Im Gerät wird die Wärme der ca. 20°C warmen Raumluft genutzt um die kalte Außenluft vorzuwärmen. Dabei kann im Winter bei -12°C bereits eine Temperatur von +15°C erreicht werden. Für die Erhitzung auf 20°C entsteht dann nur noch ein geringer zusätzlicher Energiebedarf. Wie auch bei Abluftanlagen wird die verbrauchte Raumluft in Bad und Küche, den so genannten Ablufträumen abgesaugt. Die Zuluft wird in Wohn- Schlaf- und Arbeitsräumen zugeführt um kontinuierlich optimale Bedingungen zu gewährleisten.

Kurz und knapp zusammengefasst

Zusammenfassend sind Lüftungsmaßnahmen zwangsläufig notwendig um das Gebäude sowie die darin wohnenden Personen langfristig vor Schäden und Erkrankung zu schützen. Die einfachste Methode stellt dabei die Fensterlüftung dar. Sie ist durch regelmäßiges Stoßlüften mit hohem Aufwand verbunden und verbraucht viel Energie. In Kombination mit energetischen Sanierungen und auch bei Neubau sind vor allem im Ein- und Zweifamilienhausbereich Zu-/ und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung, so genannte kontrollierte Wohnraumlüftungssysteme zu empfehlen. Die Leistungen sind dabei in der Regel in einem Bereich von 150 m³/h bis 300 m³/h ausreichend. Geringe Einbaugrößen und abgestimmte Sanierungslösungen ermöglichen auch nachträglich eine einfache Montage der Systeme einschließlich aller Komponenten.

 

Lüftungsmaßnahmen sind zwangsläufig notwendig um das Gebäude sowie die darin Wohnenden Personen vor Schäden und Erkrankung zu schützen

Lüftung nach der energetischen Sanierung – Warum und Wie?

eccuro Redaktion

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