Was heißt Wohngesundheit?

Während moderne Gebäude zur Steigerung der Energieeffizienz immer dichter werden, wird ein natürlicher Luftaustausch, wie zum Beispiel über die Fugen alter Fenster, oft unterdrückt. Das ist gut, denn auf diese Weise geht weniger Energie verloren.

Allerdings werden Schadstoffe, die zum Beispiel über Möbel oder Baustoffe in Ihre Wohnräume eingebracht werden, von selbst nicht mehr vollständig abtransportiert. Das heißt, die Schadstoffbelastung steigt kontinuierlich an und kann Allergien oder andere Erkrankungen hervorrufen.

Der Begriff Wohngesundheit beschreibt dabei die bewusste Vermeidung zu hoher Schadstoffwerte in der Luft und wirkt sich dabei als Zielgröße bereits auf den Planungsprozess aus. Wohngesundheit wird dabei sowohl im Neubau als auch in der Sanierung immer wichtiger.

Warum ist Wohngesundheit wichtig?

Unser Leben findet zu großen Teilen in geschlossenen Räumen statt. Hohe Belastungen durch Schadstoffe, egal ob aus Möbeln, Baustoffen oder der äußeren Umwelt, können die Behaglichkeit und das Wohlbefinden im Alltag dabei stark beeinträchtigen.

Nach Aussagen des Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. kommt heute jedes dritte Kind mit einem Allergie-Risiko auf die Welt. Außerdem zeigen etwa 40% aller Schulkinder schlechtere Leistungen durch unbehandelte Heuschnupfenerkrankungen. Auch im Erwachsenen-Alter können Allergien zu deutlichen Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit führen.

Wird die Wohngesundheit bei Neubau- und Modernisierungs-Projekten von Beginn an berücksichtigt, kann die Lebens- und Arbeitsqualität vieler Menschen erhöht werden. Denn dann werden Schadstoffquellen von vorn herein reduziert oder zumindest technisch abtransportiert. Und das bezieht sich nicht nur auf Ausdünstungen von Möbeln oder Baustoffen, sondern auch auf Pollen, Keime und Schwebstoffe der äußeren Umwelt.

Worauf sollte bei der Wohnungsmodernisierung geachtet werden?

Sowohl bei der Wohnungsmodernisierung als auch im Neubau gibt es einige Schwerpunkte, auf die Sie achten sollten um eine hohe Wohngesundheit zu gewährleisten.

Folgende Punkte sollten für eine hohe Wohngesundheit beachtet werden:

Auswahl richtiger Möbel

  • Bewusste Auswahl von Baustoffen
  • Sicherstellung einer ausreichenden Belüftung
  • Reduzierung  der Gefahr von Schimmelbildung
  • Vermeiden von Luft-Belastungen der äußeren Umwelt (z.B. Pollen oder Stäube)
  • Reduzierung der Lärmbelastung von außen 

Die richtigen Möbel für hohe Wohngesundheit

Tränende Augen, Niesanfälle oder gereizte Hautstellen sind häufig Folgen von Schadstoffen in Möbeln. Auch wenn die Schadstoffwerte begrenzt sind - "Die gesetzlichen Vorgaben reichen nicht aus, um emissionsarme, gesundheitsverträgliche und geruchsneutrale Möbelstücke zu garantieren", so Kerstin Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale NRW.

Vor allem Möbel aus Pressspan, die wahrscheinlich am meisten verkauften Möbelstücke, bestehen zu großen Teilen aus Klebstoffen, die oft Aldehyd beinhalten. Ein Stoff, der bei entsprechenden Konzentrationen zu Reizungen der Augen, Haut oder Atemwege führen kann und sogar als Krebserregend eingestuft ist.

Eine hohe Wohngesundheit garantieren dabei zum Beispiel verschiedene Gütesiegel, wie „Goldenes M", "LGA-schadstoffgeprüft" oder "ÖkoControl“, die nur dann vergaben werden, wenn die allgemein gültigen Grenzwerte für Schadstoffe in den Möbeln deutlich unterschritten wurden.

Bewusste Auswahl von Baustoffen

Neben den Möbeln, bei denen die Auswahl vielleicht noch relativ einfach ist, sollte auch bei Baustoffen möglichst auf eine niedrige Schadstoffbelastung geachtet werden. Je nach Baugruppe können dabei unterschiedliche Stoffe Ihre Gesundheit beeinträchtigen. Angefangen von Aldehyden, die auch bei Möbeln von Holzwerkstoffen abgegeben werden, gibt es eine Reihe chemischer Substanzen, die von Dichtungsmassen, Klebern, Bodenbelägen oder zum Beispiel Farben ausgesondert werden und die Wohngesundheit beeinflussen.

Da die Bezeichnung der Inhaltsstoffe in Bauprodukten viele Rätsel aufwerfen kann, gibt es einige Siegel, die für gute und verträgliche Bauprodukte stehen. Ein Beispiel ist der EMICODE, der von der „Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e. V.“ vergeben wird. Der Code hat nur drei Kategorien und ist daher besonders einfach verständlich. So sind Produkte der Klasse „EC1 Plus“ sehr emissionsarm und optimal für eine hohe Wohngesundheit. Baustoffe der Kategorie EC2 werden hingegen nur noch als emissionsarm eingestuft.

Der EMICODE deckt einen großen Bereich möglicher Baustoffe ab. Darüber hinaus gibt es weitere Siegel für unbedenkliche Baustoffe, wie zum Beispiel:

  • Das AUB-Label wird von der Arbeitsgemeinschaft Umweltverträgliches Bauprodukt e.V.

Aus der Arbeitsgemeinschaft Umweltverträgliches Bauprodukt e.V. ist das Institut Bauen und Umwelt e.V. hervorgegangen, dass anstelle der AUB-Label nun EPD´s vergibt. EPD´s sind ganzheitliche Kennzeichnungen für Produkte, die den Umwelteinfluss über den gesamten Lebens-Zyklus berücksichtigen. Sie bilden die Grundlage für die ökologische Zertifizierung von Gebäuden 

  • Der Blaue Engel – zum Beispiel für Farben, Tapeten und Dämmstoffe vergeben
  • Das Eco-Zertifikat des eco Umweltinstitut Köln für unbedenkliche Materialien
  • Das IBR-Prüfsiegel vom Institut für Baubiologie Rosenheim GmbH für unbedenkliche Produkte und Produktionsverfahren
  • Das Öko-Prädikat natureplus für unbedenkliche und nachhaltige Baustoffe, die zu mindestens 85% aus nachwachsenden oder mineralischen Stoffen bestehen
  • Das TÜV-Siegel "Schadstoff Geprüft" für unbedenkliche Baustoffe
  • Das Teppich-Siegel der „Europäischen Teppichgemeinschaft e.V.“

(Die Liste stellt nur einen Auszug möglicher Prüf-Siegel dar)

Ausreichende Belüftung für hohe Wohngesundheit

Auch wenn Sie bei allen Baustoffen, Möbeln und Einrichtungsgegenständen auf Schadstofffreiheit achten, wird es heute kaum möglich sein gar keine Schadstoffe in der Wohnung zu haben. Richtiges Lüften hilft dabei die übrige Konzentration weitestgehend zu senken und trägt so zu einer hohen Wohngesundheit bei. Neben der Fensterlüftung, die für eine ausreichende Wohngesundheit äußerst aufwändig werden kann, helfen maschinelle Lüftungssystem einfach zu hohem Komfort. Besonderes Plus: Anlagen mit Wärmerückgewinnung behalten sogar die Energie im Raum und reduzieren so die Heizkosten.

Generell können Sie bei der maschinellen Lüftung zwischen einer dezentralen und einer zentralen Anlage unterscheiden. Dezentrale Lüftungssysteme bestehen in der Regel aus mehreren kleinen Lüftern, die direkt in die Außenwand eingebracht sind und so immer für einen ausreichenden Luftwechsel sorgen.

Zentrale Anlagen bestehen dagegen aus einem Lüftungsgerät, von dem aus die Luft über ein Kanalsystem in und aus den jeweiligen Räumen transportiert wird. Zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sind besonders energieeffizient und gewährleisten durch ihre Filtersysteme vor allem Allergikern einen hohen Komfort und damit auch eine hohe Wohngesundheit.

Weitere Informationen über die einzelnen Lüftungsarten finden Sie zum Beispiel in unseren Artikeln über:

Reduzierung der Gefahr von Schimmelbildung

Im Durchschnitt werden in einem 4-Personen-Haushalt jeden Tag etwa 10 Liter Wasser an die Luft abgegeben. Das passiert zum Beispiel beim Kochen, Duschen, Baden oder auch einfach durch Pflanzen. Schimmel entsteht dabei immer dann, wenn die Luftfeuchtigkeit in einem Raum über längere Zeit besonders hoch ist oder kalte Wandflächen zu einem Ausfall der Luftfeuchtigkeit führen.

Da die Abgabe der Feuchtigkeit nur begrenzt beeinflusst werden kann, ist vor allem in neuen oder sanierten Gebäuden eine ausreichende Lüftung besonders wichtig für eine hohe Wohngesundheit. Dabei gelten die gleichen Bedingungen, wie im vorangegangenen Punkt „Ausreichende Belüftung für hohe Wohngesundheit“.

Zusätzlich sollten Sie aber vor allem hinter großen Schränken für eine ausreichend Zirkulation sorgen. Erreichen können Sie das zum Beispiel, indem Sie eine Lücke zwischen Wand und Schrank frei lassen.

Um das Ausfallen von Feuchtigkeit an kalten Oberflächen vermeiden zu können ist ausreichendes Heizen wichtig. Denn wenn alle Wandflächen wohl temperiert sind, bildet sich kein Tauwasser, Wände werden nicht feucht und der Schimmelbildung wird vorgebeugt.

Optimal für die Reduzierung der Schimmelgefahr ist die Kombination aus Lüftung und Heizung.

Vermeiden von Luft-Belastungen der äußeren Umwelt (z.B. Pollen oder Stäube)

Pollen und Staub gelangen vor allem im Frühjahr und im Sommer über die Fenster in Ihre Wohnung oder Ihr Haus. Da das Lüften wichtig ist um die Schimmelbildung zu verhindern, gibt es kaum wirksame Möglichkeiten dieser Umweltbelastung entgegenzuwirken.

Neben der regelmäßigen Reinigung von Teppichen, Kleidung oder Gardinen, in denen sich die Pollen festsetzen, hilft nachhaltig eigentlich nur eine maschinelle Lüftung. Da Pollen und Luft von den verschiedenen Filtern der Anlagen ausgesiebt werden, bringt die Lüftung vor allem Allergikern eine hohe Wohngesundheit.

Bei der Lüftung gelten dabei die gleichen Bedingungen wie im Punkt „Ausreichende Belüftung für hohe Wohngesundheit“. 

Reduzierung der Lärmbelastung von außen

Ein weiterer Punkt, der für eine hohe Behaglichkeit spricht ist das Reduzieren äußerer Lärmbelastungen. In der Nähe zu Straßen, beliebten Einkaufswegen oder Industriegebieten werden Sie oft den ganzen Tag hohen Lärmbelästigungen ausgesetzt. Das kann zum Beispiel zu verminderter Konzentration, Stress und sogar Krankheiten wie Allergien, Bluthochdruck oder Migräne führen und sollte für eine hohe Wohngesundheit vermieden werden.  

Der Lärm aus der Umwelt wird in der Regel über die Luft transportiert und von schweren Bauteilen aufgehalten. Dabei gilt, je schwerer das Bauteil, desto besser die Luftschalldämmung. Entscheidend für einen hohen Schallschutz sind also Fenster und Türen, die leichtesten Bauteile der äußeren Gebäudehülle.

Bei Neubau oder Sanierung können Sie zum Beispiel beim Fenstertausch einen spürbaren Einfluss auf die Lärmbelastung nehmen. Transparenz bieten dabei allgemeingültige Schallschutzklassen, die von 1 bis 6 eine Aussage über die Qualität der Fenster geben. Die Qualität steigt mit der Höhe der Klasse. Besten Schutz für eine hohe Wohngesundheit bieten also Fenster der Schallschutzklasse 6.

Ist ein Fenstertausch nicht möglich, kann zum Beispiel die nachträglich Abdichtung der Fensterfugen oder die Montage von Außenrollläden helfen, die Lärmbelästigung zu verringern.

Weitere Informationen zum Thema Außenrollläden finden Sie zum Beispiel in unserem Beitrag „Außenrollläden im Bestand oder nachträglich montiert“.

Fazit und Zusammenfassung

Neben den steigenden Anforderungen an die Energieeffizienz wird auch die Wohngesundheit in Zukunft einen hohen Stellenwert bei Neubau oder Wohnungsmodernisierung einnehmen. Sie ermöglicht einen hohen Komfort und vor allem Allergikern ein deutlich einfacheres leben.

Egal ob Neubau oder Sanierung, sollten Sie die Wohngesundheit dabei von Beginn an fest einplanen. Denn sie wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst. Diese sind unter anderem:

  • Auswahl richtiger Möbel
  • Bewusste Auswahl von Baustoffen
  • Sicherstellung einer ausreichenden Belüftung
  • Reduzierung  der Gefahr von Schimmelbildung
  • Vermeiden von Luft-Belastungen der äußeren Umwelt (z.B. Pollen oder Stäube)
  • Reduzierung der Lärmbelastung von außen 

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Wohngesundheit gemacht? Erachten Sie das Thema für wichtig oder doch eher überflüssig? Wir freuen uns über Ihre Nachricht entweder über die Kommentarfunktion zum Artikel (kostenfreie Registrierung ist erforderlich) oder direkt zum Post auf Facebook oder Twitter. 

Wohngesundheit mit der Modernisierung steigern

eccuro Redaktion

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