Alle Voraussetzungen für einen Balkonanbau prüfen

Klettern die Temperaturen im Sommer nach oben, suchen viele nach einem ruhigen Plätzchen im Freien. Wer keinen eigenen Garten besitzt, kann oft nur auf öffentliche Parks oder Anlagen ausweichen. Eine Alternative schafft der Balkonanbau. Aber ist der überhaupt möglich? Bevor Hausbesitzer einen neuen Balkon anbauen und viel Zeit und Geld in die Planung investieren, sollten sie die grundlegenden Voraussetzungen abklären. Dabei geht es vor allem um folgende Punkte:

  • Könnten Bebauungspläne den Balkonanbau gänzlich verbieten?
  • Bietet das Grundstück genügend Platz, um einen Balkon anbauen zu können?
  • Könnten Bauwerke am Boden einem Fundament im Wege stehen?
  • Sind Nachbarn in den Planungsprozess einzubeziehen (Mehrfamilienhaus)?
  • Gibt es Vermieter, die dem nachträglichen Anbau zustimmen müssen?
  • Ist die Statik des Gebäudes intakt und tragfähig für Anbaubalkone?
  • Lohnt sich eine energetische Sanierung; wurde die Fassade bereits gedämmt?

Können Hausbesitzer alle Fragen beantworten, ist die Zeit reif: Sie können mit der Planung beginnen und einen Balkon anbauen.

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Übrigens: Gibt es bereits Hinderungsgründe, kommen unter bestimmten Voraussetzungen auch Alternativen infrage. So zum Beispiel nicht auskragende französische Balkone oder Dachfenster, die sich zu einem Dachbalkon aufklappen lassen.

Den Balkon anbauen: Verschieden Arten im Überblick

Steht dem Balkonanbau erst einmal nichts im Wege, können Verbraucher mit der Planung beginnen. Eine der ersten Überlegungen sollte dabei der Konstruktion beziehungsweise der Art des Balkons gelten. Denn hier stehen verschiedene zur Auswahl, wie die folgende Übersicht zeigt:

  • Vorstellbalkone
  • Anbaubalkone
  • Nischenbalkone
  • freitragende Balkone

Die folgenden Abschnitte zeigen, was die einzelnen Konstruktionsarten ausmacht und wann es sich lohnt, welchen Balkon anbauen zu lassen.

Vorstellbalkone eignen sich für viele Häuser im Bestand

Wer einen Balkon anbauen und dabei auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich für einen sogenannten Vorstellbalkon entscheiden. Die Konstruktion hängt dabei an vier Stützen, die unabhängig von der Statik des Gebäudes vor der Fassade aufgebaut sind. Die Montage ist als Balkonbausatz einfach und schnell möglich. In Bezug auf die Größe haben Hausbesitzer große Spielräume. Geht es um den Balkonanbau in Mehrfamilienhäusern, stehen selbst Doppel- oder Mehrfachbalkone zur Auswahl. Als nachteilig könnten Hausbesitzer lediglich die deutlich sichtbaren Stützen der Konstruktion empfinden.

Übrigens: Vorstellbalkone lassen sich in den meisten Fällen problemlos installieren. Sie sind darüber hinaus mit vergleichsweise niedrigen Kosten verbunden und somit auch aus finanzieller Sicht attraktiv. Interessant sind sie aber auch für gedämmte Fassaden, da nur minimale Eingriffe in diese nötig sind.

Anbaubalkone leiten einen Teil der Last auf die Fassade

Auch der Anbaubalkon lässt sich nachträglich anbringen. Er steht auf zwei Stützen, die einen Teil der Last auf Fundamente im Boden abtragen. Der andere Teil geht auf die Fassade über. Denn mit dieser ist die Rückseite vom Balkon zum Anbauen fest verbunden. Im Vergleich zum Vorstellbalkon ist die Konstruktion dadurch etwas leichter und weniger auffällig. Um Wärmebrücken am Übergang zwischen Balkon und Fassade zu vermeiden, sollten sich Verbraucher für wärmetechnisch entkoppelte Balkonanschlüsse entscheiden. Auf diese Weise leitet die Konstruktion weniger Energie nach außen und die Heizkosten steigen nicht unnötig an.

Nischenbalkone eignen sich für versetze Außenwände

Der Nischenbalkon ist eine etwas abgewandelte Art der Anbaubalkone. Denn hier wird die Last auf Stützen und Vorsprünge in der Wand verteilt. Wer einen Balkon anbauen möchte, hat dabei jedoch meist einen geringeren gestalterischen Spieltraum. Denn der Vorsprung kann die Tiefe der neuen Freisitze unter Umständen vorgeben.

Freitragende Balkone benötigen keine Stützen

Wer einen filigranen und besonders hochwertigen Balkon anbauen möchte, kann sich für eine freitragende Konstruktion (Kragarmbalkon) entscheiden. Denn diese kommt gänzlich ohne störende Stützen aus. Der Freisitz hängt dabei direkt an der Fassade oder an Stützen, die selbst unmittelbar vor der Außenwand hängen. Voraussetzung für diese Art ist jedoch eine intakte Statik. So muss das Gebäude die gesamte Traglast sicher aufnehmen und abführen können.

Video: Die Montage eines freitragenden Balkons

Das Video zeigt, wie sich ein freitragender Balkon mit thermisch entkoppelten Montageelementen anbauen lässt.

Die Materialien zum Balkonanbau und ihre Eigenschaften

Steht die Konstruktion fest? Dann kann es weiter gehen. Im nächsten Schritt der Planung geht es dabei um das Material. Hier gibt es heute eine große Auswahl und jeder, der einen Balkon anbauen möchte, kann diesen optimal an das eigene Gebäude anpassen. Und das in Bezug auf Form und Gestaltung. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über Materialien und ihre Eigenschaften beim Balkonanbau.

Material zum Balkon Anbauen Eigenschaften der Materialien
Holz für den Balkonanbau Holz ist ein natürliches Material, das Wärme und Behaglichkeit verkörpert. Es eignet sich für Gebäude im Landhausstil und alle, die es gern urig und gemütlich haben. Zum Balkon Anbauen eignen sich dabei vor allem Nadelhölzer. Diese sind leicht und lassen sich unkompliziert bearbeiten. Wichtig zu wissen ist, dass Holz regelmäßiger Pflege bedarf, damit es der Witterung lange trotzt.
Einen Balkon aus Aluminium anbauen Aluminium ist ein leichter und moderner Werkstoff, der auch dann infrage kommt, wenn der Balkon frei hängend ausgeführt werden soll. Alu ist außerdem auf vielfältige Art und Weise gestaltbar. Es rostet nicht und gilt auch ohne Pflege als äußerst strapazierfähig.
Nachträglich einen Edelstahl-Balkon anbauen Edelstahl kommt eher selten zum Einsatz, wenn es um den nachträglichen Balkonanbau geht. Die Gründe dafür liegen im hohen Eigengewicht und in den hohen Kosten. Zudem gibt es gegenüber Alu kaum nennenswerte Vorteile.

Der passende Boden für den neuen Freisitz

Ob ein neuer Balkon wohnlich ist oder nicht, hängt auch vom Balkonboden ab. Genau wie bei der Konstruktion und den Geländern haben Hausbesitzer hier eine große Auswahl. So können Sie zum Beispiel elegante Holz- oder Kunststofffliesen verlegen. Das funktioniert in der Regel recht schnell und schafft eine natürliche Atmosphäre. Passt die Statik, kommen aber auch Natursteinplatten oder Fliesen zum Einsatz. Diese sind in unterschiedlichen Dekoren erhältlich und darüber hinaus auch besonders pflegeleicht. Wer es lieber etwas grün hat, kann auch Kunstrasen auf dem Balkonboden verlegen. Das Material saugt sich bei Regen allerdings schnell voll und trocknet dann nur langsam, wodurch Schimmelprobleme entstehen können.

Balkongeländer und Sichtschutz für den neuen Freisitz

Wissen Hausbesitzer, in welcher Konstruktion sie einen Balkon anbauen möchten, können sie im nächsten Schritt die Geländer planen. Diese verleihen dem Freisitz eine individuelle Optik und schaffen Highlights an der Fassade des Gebäudes. Darüber hinaus schützen sie vor dem Herunterfallen und halten neugierige Blicke fern.

Übrigens: Leben Kinder, Hunde oder Katzen im Haushalt? Dann wirkt sich das in der Regel auch auf die Planung der Balkongeländer aus. Denn diese sollten dabei so gestaltet sein, dass weder Mensch noch Tier hinunterfallen. Bei Kindern ist außerdem eine Konstruktion zu wählen, die auch Spielsachen sicher auf dem neuen Außenbereich hält.

Verschiedene Arten der Balkongeländer stehen zur Auswahl

Ob Holz, Aluminium, Edelstahl oder Glas: Geht es um die Balkongeländer, haben Hausbesitzer heute eine besonders große Auswahl. Was die unterschiedlichen Materialien ausmacht, worauf bei der Montage zu achten ist und wie sich die Geländer pflegen lassen, erklären wir ausführlich im Beitrag Balkongeländer.

Die Rechtslage: Darf ich einen Balkon anbauen lassen?

Die Antwort auf diese Frage ist mit den örtlichen Behörden zu klären. Denn neben der Baugenehmigung, die beim Balkonanbau in der Regel nötig ist, könnte es auch Bebauungspläne geben. Diese geben bestimmte Anforderungen an die Ausrichtung und die Gestaltung von Immobilien vor und könnten dem Vorhaben „Balkon Anbauen“ im Wege stehen. Um böse Überraschungen zu vermeiden, empfehlen wir Hausbesitzern daher rechtzeitig den Kontakt zum Bauamt. Dieses gibt Antworten auf die wichtigsten rechtlichen Fragen. Außerdem müssen Verbraucher hier auch die Baugenehmigung beantragen.

Balkonanbau im Mehrfamilienhaus mit Nachbarn besprechen

Wer in einem Mehrfamilienhaus lebt, muss auch seine Nachbarn in die Planung einbeziehen. Denn diese könnten dem Bau widersprechen und das ganze Vorhaben blockieren. Wünschen die Nachbarn auch einen Balkon, könnten sie sich aber auch an den Kosten beteiligen. Das schont das Budget und lässt Freiräume für mehr.

Balkonanbau: Ablauf von der Planung bis zur Fertigstellung

Wer einen Balkon anbauen möchte, muss viele Punkte beachten. Mit der folgenden Tabelle geben wir eine Checkliste, die Hausbesitzer Schritt für Schritt durch die Planung führt.

Schritte beim Balkon Anbauen Arbeiten und Aufgaben
Voraussetzungen prüfen Noch vor der Planung ist zu prüfen, ob ein Balkonanbau überhaupt möglich ist. Die wichtigsten Punkte zeigt der Abschnitt Voraussetzungen
Architekt oder Planer beauftragen Bevor es mit der Planung losgehen kann, müssen Hausbesitzer die passenden Fachleute ins Boot holen. Neben Architekten oder Fachplanern können das auch spezialisierte Balkonbauer sein. Häufig ist auch ein Statiker nötig, um die Stabilität der Gebäude zu überprüfen.
Konstruktion und Materialien auswählen Im nächsten Schritt geht es um das Erscheinungsbild. Hier müssen sich Hausbesitzer für eine Konstruktion und mögliche Materialien entscheiden. Nähre Informationen dazu finden sie in den Abschnitten Balkonarten und Materialien
Passendes Balkongeländer auswählen Stehen Konstruktion und Material für den Balkonanbau fest, folgt die Planung der Balkongeländer. Welche Möglichkeiten Hausbesitzer hier haben, verrät der Abschnitt Balkongeländer
Planung und Beantragung der Baugenehmigung Lässt das Bauamt das Vorhaben zu oder verhängt es spezielle Voraussetzungen zum Balkon anbauen? Um das herauszufinden, müssen Verbraucher rechtzeitig eine Baugenehmigung beantragen. Wie das funktioniert, erklärt der Abschnitt Baugenehmigung.
Kosten, Finanzierung und Fördermittel planen Wie hoch sind die Kosten beim Balkon anbauen und wie lassen sie sich eventuell senken? Bevor Hausbesitzer einen Handwerker beauftragen, sollten sie verschiedene Angebote einholen und vergleichen. Ist ein Darlehen nötig, muss außerdem die Finanzierung stehen, bevor die Bauarbeiten beginnen. Kommen Fördermittel infrage, sind auch diese in der Regel VOR dem Balkon Anbauen zu beantragen.
Auftrag vergeben, Balkon anbauen und den Sommer genießen Sind alle Vorarbeiten erledigt? Dann können Verbraucher einen Handwerksbetrieb mit den Arbeiten beauftragen. Dieser sorgt für den fachmännischen Balkonanbau und Hausbesitzer können den Sommer in Zukunft ganz einfach im Freien genießen.

Kosten und Fördermittel für den Balkonanbau am Haus

Wie viel kann ein Balkonanbau kosten? Eine Antwort auf diese Frage hängt neben der Größe des neuen Balkons vor allem auch von seiner Konstruktion ab. Am günstigsten sind dabei die freistehenden Vorsatzbalkone. Darauf folgen Anbaubalkone und freitragende Balkone. Letztere sind die teuersten im Vergleich, wie die folgende Übersicht zeigt:

  • freistehenden Balkon anbauen: 3.000 bis 4.000 Euro
  • Anbaubalkon nachträglich montieren: 3.500 bis 5.00 Euro
  • Balkonanbau mit freitragender Konstruktion: mehr als 4.500 Euro

Die Angaben beziehen sich auf einen Freisitz mit einer Fläche von etwa 5 Quadratmeter. Je nach Größe und Ausstattung könne diese natürlich auch höher oder niedriger ausfallen. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass auch weitere Ausgaben anfallen. So müssen Verbraucher  für eine neue Tür und ein Geländer bezahlen, wenn sie nachträglich einen Balkon anbauen möchten. Richtwerte gibt die folgende Übersicht:

  • Balkontür kaufen und einbauen lassen: 500 bis 1.000 Euro
  • Balkongeländer fachmännisch montieren: 1.000 bis 8.000 Euro

Vor allem die Wahl des Materials für das Geländer wirkt sich hier deutlich auf die anfallenden Investitionen aus. Nicht vergessen dürfen Hausbesitzer auch die Montagekosten. Diese richten sich nach den örtlichen Gegebenheiten und liegen zwischen 2.500 und 10.000 Euro.

  • Montage der Balkonkonstruktion: 2.500 bis 10.000 Euro

Übrigens: Wer nachträglich einen Balkon anbauen möchte, sollte sich mehrere Handwerkerangebote einholen. Denn erst ein Vergleich dieser macht es möglich, die marktüblichen Preise einzuschätzen und das beste Angebot zu wählen.

Balkon anbauen: Förderung von der KfW über das Programm 455

Wer einen Balkonanbau plant, sollte rechtzeitig an das Beantragen der Fördermittel denken. Denn diese gibt es von der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Relevant ist hier das Programm 455 „Altersgerecht Umbauen – Investitions­zuschuss - Barrierereduzierung“. Über dieses erhalten Hausbesitzer einen Zuschuss in Höhe von 10 Prozent der förderfähigen Kosten (maximal 5.000 Euro pro Wohneinheit), wenn sie Terrassen, Loggien oder Balkon erschließen oder neu schaffen. Alternativ gibt es einen zinsgünstigen Kredit für die Maßnahme über das Programm 159 „Altersgerecht Umbauen - Kredit“ der KfW. Während das Darlehen jeder beantragen kann, der einen Balkon anbauen möchte (barrierefrei), gibt es den Zuschuss nur für Käufer oder Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäuern oder Eigentümergemeinschaften aus Privatpersonen.

Die Beantragung der Balkonanbau-Förderung muss vor dem Baubeginn erfolgen. Während es Kredite über die Hausbank gibt, sind die Zuschüsse über das Online-Zuschussportal der KfW zu beantragen.

Wichtig: Seit die Fördertöpfe für das Programm 455 der KfW erschöpft sind, gibt es aktuell noch keine neuen Mittel. Das soll sich jedoch zum Frühjahr 2022 ändern. Wir informieren an dieser Stelle, wenn Hausbesitzer die Zuschüsse wieder beantragen können.

Handwerkerkosten für den Balkonanbau von der Steuer absetzen

Um die Schwarzarbeit in Deutschland einzudämmen, fördert der Staat Hausbesitzer, die Fachmänner mit Arbeiten am selbst bewohnten Haus beauftragen. Dabei gibt es einen Zuschuss in Höhe von 20 Prozent auf die anfallenden Lohnkosten. Anrechenbar sind maximal 6.000 Euro im Jahr. Wer von den Mitteln profitieren möchte, kann die Ausgaben am Jahresende in der Einkommenssteuererklärung aufführen.

Balkon anbauen und die Wohnfläche im Freien vergrößern

eccuro Redaktion

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