Gefälledämmung: Was ist das eigentlich?

Die Gefälledämmung ist eine Wärmedämmung für geneigte Dachflächen. Sie kommt zum Beispiel auf Flachdächern, Balkonen oder Terrassen zum Einsatz, um auftreffendes Regenwasser sammeln und zuverlässig ableiten zu können. Die Dämmung mit Gefälle beugt dabei der Bildung von Pfützen und den damit verbundenen Feuchteschäden vor. Sie besteht einfach beschrieben aus keilförmig geschnittenen Dämmplatten, die von vielen Herstellern in Form von ganzheitlichen Dämmsystemen angeboten werden.

Übrigens: Neben dem Abführen von Regenwasser dient die Gefälledämmung auch dem Wärmeschutz. Sie verhindert, dass wertvolle Heizwärme über die Dachflächen aus dem Gebäude entweicht und senkt somit auch die Heizkosten.

Unterschiedliche Gefälle je nach Beschichtung auf dem Flachdach

Mit welchem Winkel die speziellen Dämmplatten zu den Abläufen auf dem Dach abfallen, hängt vor allem von der Abdichtung ab. Während Kunststoffdichtbahnen theoretisch auch ohne Gefälle dauerhaft dicht sind, ist das bei einer Bitumeneindeckung nicht möglich. Für diese ist daher immer ein deutliches Gefälle zu den Ablaufpunkten vorzusehen. Experten empfehlen, die Gefälledämmung mit mindestens zwei Prozent auszuführen. Auf diese Weise läuft das Wasser zuverlässig vom Flachdach und Pfützen bleiben aus.

Ausführung der Gefälledämmung hängt von der Entwässerung ab

Wie das Gefälle der Wärmedämmung auszuführen ist, hängt vor allem von der Art der Entwässerung ab. Experten unterscheiden dabei die Punkt- und die Linienentwässerung. Bei der Punktentwässerung läuft das Regenwasser über gleichmäßig verteilte Dachabläufe vom Dach. Um das zu gewährleisten, sind um jeden Ablauf um 45 Grad versetzte Kehlen vorzusehen. Die Gefälledämmung fällt dabei immer in Richtung der Dachgullys ab, wodurch ein Dach mit vierseitigem Gefälle entsteht.

Einfacher ist hingegen die Gefälledämmung bei der Linienentwässerung. Hier liegen alle Dachabläufe in einer Reihe, sodass sie sich mit einer Rinne verbinden lassen. Die Wärmedämmung fällt dabei von zwei Seiten zu den Rinnen ab. Um die Kehle zu entlasten, kommen dabei spezielle Dachreiter zum Einsatz. Diese bestehen aus druckfesten Dämmplatten, die nachträglich auf die Wärmedämmung aufgelegt werden. Die sogenannten Schweinerücken sorgen dafür, dass Regenwasser auch an gefährdeten Stellen wie der Attika, einem Flachdachfenster oder aufgehenden Bauteilen abläuft.

Expertentipp: Wenn möglich, sollten Dachflächen mit einer Linienentwässerung versehen werden. Die Gefälledämmung lässt sich auf diese Weise schneller und einfacher verlegen. Außerdem erhöht diese Technik die Sicherheit, da das Regenwasser bei einer Verstopfung auch über andere Abläufe entweichen kann.

Spezielle Dämmplatten zur Gefälledämmung

Die Gefälledämmung besteht aus eigens hergestellten Dämmplatten, die entsprechend der Planung auf dem Dach zu befestigen sind. Hersteller bieten dabei individuell produzierte Planplatten, Gefälleplatten, Gratplatten sowie Kehlplatten an. Die folgende Tabelle zeigt, was die einzelnen Typen auszeichnet.

Platten für die Gefälledämmung Eigenschaften
Planplatten Planplatten sind konventionelle Dämmplatten ohne Gefälle.
Gefälleplatten Gefälleplatten sind keilförmig geschnittene Wärmedämmplatten, mit einem einheitlichen Gefälle auf ihrer Oberseite.
Gratplatten Gratplatten sind Wärmedämmplatten mit einem Grat auf der Oberseite. Die Stärke fällt dabei links und rechts vom Grat zu den Plattenrändern ab.
Kehlplatten Kehlplatten sind das Gegenteil von Gratplatten. Ihre Stärke nimmt von einer Linie in der Mitte (der Kehle) zu den Plattenrändern zu. Regenwasser läuft in der Kehle zur dünnsten Ecke der Platten.
Dachreiter (Schweinerücken) Dachreiter sind Keile, die aus mehreren einzelnen Dämmplatten bestehen. Sie werden an stark beanspruchte Bauteile wie der Attika aufgelegt, um ein sicheres Abfließen von Regenwasser zu gewährleisten. Auf dem Dach bilden sie sogenannte Schweinerücken – kleine Pyramiden, die zu den Abläufen hin abfallen. Dachreiter kommen bei der Gefälledämmung im Neubau und bei der Sanierung zum Einsatz.

Die beschriebenen Dämmplatten sind die einzelnen Bausteine, aus denen eine Gefälledämmung besteht. Sie müssen sorgsam geplant und fachgerecht verarbeitet werden. Andernfalls lassen sich Feuchteschäden am Dach nicht sicher ausschließen.

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Verschiedene Dämmstoffe für die Flachdachdämmung

Wer eine Gefälledämmung plant, hat verschiedenste Dämmstoffe zur Auswahl. So gibt es die Dämmplatten unter anderem aus EPS sowie XPS, Holzfaserdämmung. Mineralfaser und Polyurethan (PU). Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Eigenschaften der Materialien.

Materialien für die Gefälledämmung Eigenschaften
EPS und XPS EPS und XPS bezeichnet Polystyrol-Schaumstoffe, die entweder expandiert (aufgeschäumtes Polystyrol-Granulat; EPS) oder extrudiert (aufgeschmolzenes Polystyrol-Granulat; XPS) sind. Sie sind schwer entflammbar (Baustoffklasse B1) und erreichen mit der Wärmeleitgruppe 0,031 bis 0,04 W/mK einen guten Wärmeschutz. Durch die hohe Druckfestigkeit von 100 bis 200 kPa sind die Platten sehr belastbar. Der Primärenergiegehalt liegt bei 200 bis 1.000 kWh/m³ und ist vergleichsweise hoch.
Holzfaser Die Holzfaser-Gefälledämmung besteht aus vorgefertigten Platten, mit einem guten Wärmeschutz. So erreichen die Materialien eine Wärmeleitfähigkeit von 0,039 bis 0,050 W/mK. Besonderer Vorteil ist die hohe Wärmespeicherfähigkeit, durch die die Dämmplatten im Sommer nur wenig Hitze in das Haus lassen. Die Platten sind normal entflammbar (Baustoffklasse B2) und haben einen Primärenergiegehalt von 600 bis 1.500 kWh/m³. Die Druckfestigkeit ist mit 50 kPa so hoch, dass die Wärmedämmung auch begehbar ist.
Mineralfaser Mineralfaser-Gefälledämmung besteht aus Steinwolle und bietet mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 bis 0,045 einen guten Wärmeschutz. Darüber hinaus bietet das nicht brennbare Material (Baustoffklasse A1/A2) hervorragende Brandschutzeigenschaften. Die vorgefertigten Platten sind mit einer Druckfestigkeit von über 70 kPa belast- und begehbar. Der Primärenergiegehalt ist mit 150 bis 400 kWh/m³ deutlich geringer als bei anderen Wärmedämmstoffen für die Gefälledämmung.
Polyurethan (PU) Gefälleplatten aus Polyurethan (kurz PU) bieten mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,020 bis 0,030 W/mK den besten Wärmeschutz in diesem Vergleich. Die Dämmung kann schlanker ausfallen und dennoch einen guten U-Wert erreichen. Das Material ist schwer entflammbar (Baustoffklasse B2) und mit einer Druckfestigkeit von 100 bis 150 kPa hoch belastbar. Ein Nachteil ist der Primärenergiegehalt, der mit 800 bis 1.500 kWh/m³ vergleichsweise hoch ist.

Welche Dämmstoffe für die Gefälledämmung am Flachdach infrage kommen, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Ausschlaggebend sind dabei unter anderem die Anforderungen an den U-Wert, die Stärke der Wärmedämmung, die Nachhaltigkeit der Materialien, die Druckfestigkeit und die Brandschutzeigenschaften.

Planung und Verarbeitung der Gefälledämmung

Wer eine Gefälledämmung plant, sollte von Anfang an äußerste Sorgfalt walten lassen. Denn nur so lassen sich Feuchteschäden durch stehendes Wasser sicher ausschließen. Da die Gefälleplatten individuell vorgefertigt werden, ist bereits bei der Konzeption ein individueller Verlegeplan zu erstellen. Dieser zeigt die Höhen der Dämmung sowie die Lage der Entwässerungspunkte und ist Grundlage für die Herstellung der Dämmplatten. Auf der Baustelle sollten die Platten dann trocken und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt lagern. Bevor Handwerker mit der Verlegung beginnen, stellen sie sicher, dass das Flachdach trocken ist und eben ist. Dann bringen Experten eine Dampfsperre auf, bevor sie die Gefälleplatten verlegen. Direkt im Anschluss ist die Dachabdichtung aufzubringen.

Wichtig: Die Gefälledämmung wird industriell vorgefertigt, sodass Dachdecker die einzelnen Elemente wie ein Puzzle zusammensetzen können. Welche Platte wo liegen soll, entnehmen sie dabei den individuell erstellten Planungsunterlagen der Hersteller. Um Schäden zu vermeiden, darf die Wärmedämmung außerdem nur trocken aufgebracht werden.

Kosten für eine Wärmedämmung mit Gefälle

Die Kosten einer Gefälledämmung hängen von vielen Faktoren ab. So zum Beispiel vom gewünschten U-Wert, der Konstruktion der Dachflächen, der geplanten Entwässerung und den eingesetzten Dämmstoffen. Üblich sind Preise von 40 bis 140 Euro pro Quadratmeter. Für ein 100 Quadratmeter großes Dach betragen die Kosten der Gefälledämmung dabei also 4.000 bis 14.000 Euro. Wie hoch die Ausgaben tatsächlich ausfallen, entnehmen Verbraucher dem Angebot eines Experten.  

Handwerker dichten eine Gefälledämmung ab

eccuro Redaktion

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