Ein kritischer Teil der Lösung

Laut des Umweltbundesamts betrugen die gesamten Straßenverkehrsemmisionen etwa 15% der gesamten CO2-Emissionen Deutschlands im Jahr 2010, mehr als die Hälfte davon stammen von Pkws. Unter den richtigen Bedingungen kann die Nutzung von Strom als Betriebsmittel diese Emissionen reduzieren. Wenn Elektroautos an ein Stromnetz angeschlossen werden, das einige erneuerbare Energiequellen im Mix hat, werden diese auch eine bessere Umweltbilanz als Benziner haben. Die Bilanz verbessert sich noch weiter wenn die meistgenutzten Ladestationen für das Elektroauto zu Hause sind und von einer Solaranlage ihren Strom gewinnen.  Außerdem kann Deutschland seine Abhängigkeit vom Ausland-Rohstoffimport verringern und damit auch Energiepreis-Schwankungen minimieren.  

Wenn man der Energiewende aus der Sicht des Erfolgs betrachtet, dient die erneuerbare Stromerzeugung als Paradebeispiel für eine planmäßige Ausführung. Laut des Umweltbundesamts, ist die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen der erfolgreichste Parameter der Energiewende mit 31,7 Prozent des Gesamtstromverbrauchs im Jahr 2016. Elektromobilität hingegen bleibt im relativen Stillstand: bis 2020 war geplant, eine Millionen Elektrofahrzeuge im Einsatz zu sehen. Weitere Zielsetzung ist, Deutschland zum Leitmarkt des Elektromobilitätsmarkts zu machen.

Dieses Ziel wird wahrscheinlich verfehlt, da es bisher nur knapp 34.022 Elektrofahrzeuge deutschlandweit auf den Straßen und eine ähnliche Anzahl von Plug-in-Hybriden fahren. Kann die Angleichung der Interessen verschiedener Akteure oder ein fehlendes Engagement der Regierung Grund für diese Diskrepanz sein?

Die Rolle der Stadt

Im Bereich Elektromobilität sind mehr als staatliche Akteure zu finden. Sie leisten ihren Beitrag in der Förderung für Forschung und Entwicklung sowie in der Regulierung. In ausgewählten Regionen sollten die Schaufenster-Modellprojekte des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Elektromobilität auf sich aufmerksam machen. Diese Projekte sind vor allem innerstädtische Carsharing Initiativen mit passenden Ladesäulen. Weiterhin kann die existierende öffentliche Verkehrsinfrastruktur mit einem zusätzlichen öffentlichen strombetriebenen Carsharingdienst ergänzt werden. In unserem nächsten Artikel zu diesem Thema wird in einer Woche mehr zum staatlichen Engagement erwähnt.

Elektroautos-Schaufenster-Projekte der Bundesregierung sollen uns einen Einblick in die Zukunft offenen.

Technologie und die Rolle von Kunden

Einen zentralen Grund für die Skepsis in Bezug auf Elektrofahrzeuge liegt immer noch an ihrer kurzen Reichweite. Im Moment liegt die Reichweite bei 100 km für die billigsten Fahrzeuge und bei 550 km für die neuesten Modelle auf dem Markt.  

Der großteil des Verkehrs bleibt allerdings in der Stadt und den Vororten. Nach den Angaben des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur beträgt die Anzahl an Kilometern für Wege Berufstätiger durchschnittlich 26,7 km am Tag. Das ist deutlich unter der niedrigsten möglichen Reichweite für heutige Elektrofahrzeuge. Aus diesem Grund bleiben Plug-in Hybride eine populäre und sichere Wahl, sogar für die Besitzer einer eigenen Ladestation zu Hause. Laut des Kraftfahrt Bundesamts wurden 13.744 Plug-in Pkws mit Hybridantrieb 2016 zugelassen. Dies sind 2334 mehr als reine Elektrofahrzeuge.
Rentabilität ist ein Schlüsselfaktor für jedes Produkt, auch wenn diese umweltschonend ist.  Nach der Analyse des ADAC sind Elektrofahrzeuge ohne Förderung kaum rentabel.  Dies war allerdings auch der Fall mit Photovoltaik- und Windenergie vor zwei Jahrzehnten.  Eine deutliche Steigerung der Ölpreise kann die Antwort auf die Rentabilitätsfrage komplett verändern. Die Frage, ob Elektromobilitätstechnologie noch nicht reif ist, lässt sich nicht so einfach beantworten. Stromspeichertechnologie existiert seit dem neunzehnten Jahrhundert und könnte vermutlich mit passender finanzieller Unterstützung auch auf höherem Niveau entwickelt werden.

Sowohl regenerative Stromerzeugung als auch Elektromobilität benötigen eine neue Infrastruktur. Allerdings ist bei höherer Bürgerbeteiligung ein Netzausbau unvermeidlich. Die relativ niedrige Bürgerbeteiligung beim Kauf von Elektrofahrzeugen kann die Aufgabe von Ladestationen in wirtschaftlich niedrigere Prioritäten setzen.

Die Rolle der Industrie

Veränderung der Industrie folgt oft nach technologischen Durchbrüchen, die auch neue Arten von Unternehmen ermöglichen. So war dies auch der Fall für die erneuerbare Stromerzeugung. Im Gegensatz zu konventionellen Energiequellen befindet sich erneuerbare Energiequellen (EE) in Deutschland überwiegend im Besitz neuer Akteure, die früher nicht in der Energieproduktion engagiert waren. Die Liberalisierung des Strommarktes hat es mehreren neuen Stromerzeugern, vor allem privaten Bürgern erlaubt, in die Energieerzeugung einzutreten. Eine solche Liberalisierung hat technologisch und wirtschaftlich im Bereich Elektromobilität noch nicht stattgefunden. Die Käufer von Fahrzeugen haben eine passivere Rolle und Wirkung im Vergleich zu häuslichen Stromerzeugern. Auch die kleinen lokalen Energiegenossenschaften haben bisher keine parallelen Mobilitätsengagements. Die Verankerung von EE in der Gesetzgebung hat auch zu ihrer schnellen Verbreitung beigetragen. Gesetzliche Unterstützung für Elektromobilität ist relativ neu in Deutschland, und wird auch in künftige EU Regeln manifestiert.

Die Anbieter von herkömmlichen Verbrennungsmotorfahrzeugen verkaufen zusätzlich selbst auch Elektrofahrzeuge aber hatten bisher kein starkes Interesse an Wachstum von alternativen Antriebssystemen. Damit bleiben Tesla und einige chinesische Hersteller als reines Elektromobilitätsunternehmen. Andererseits, wenn der deutsche Bedarf an Elektrofahrzeugen sich an den norwegischen annähert, werden bisherige Automobilunternehmen in Gefahr sein, Marktanteile zu verlieren.

Fazit und Zusammenfassung

Eine neue, kostenintensive und wenig erprobte Technologie wird in der Regel mit Skepsis gesehen. Weiterhin wirkten bisher starke Interessen von Marktakteuren wie konventioneller Automobilwirtschaft und Mineralölindustrie gegen die Einführung von Elektrofahrzeugen in den globalen Markt.

Wenn man sie als Gesamtsystem betrachtet, ist der Pkw Markt dem alten Stromerzeugungssystem ähnlich, mit einer geringen Anzahl an Großunternehmen und ihrer Zusammenarbeit mit der Regierung.  Es gibt bei Elektromobilität auch keinen ideologischen Druck wie etwa von der grünen Bewegung in den 90er Jahren zu beobachten war. Die knappen Ressourcen von Kommunen sind für den öffentlichen Verkehr von höherer Priorität, aber sie können immerhin eine wichtige Rolle spielen. Außer der Beteiligung in die “Schaufensterprojekte” können Kommunen ihre Dienstfahrzeuge auf Strom umstellen.

In einem Eccuro Artikel vom 4.4.2017 wurde der Erfolg des Übergangs zu erneuerbaren Energien erläutert. Dort wird erwähnt wie die Ziele der Energiewende, die technologischen Fähigkeiten der Industrie, die Lobby für erneuerbare Energien und die Bürgerakzeptanz sich gegenseitig verstärken. Ein solches System ist im Bereich Elektromobilität nicht zu finden. Die verschiedenen Interessen sind in beiden Vergleichssphären uneinig, aber Elektrofahrzeuge haben nicht genügend Unterstützung von allen Komponenten der politischen und wirtschaftlichen Einflusshaber.


In den nachfolgenden Artikel, der am 17.5 veröffentlicht wird, können Sie einige Richtlinienvorschläge lesen, die in andere Länder der Elektromobilität vorangebracht haben.

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